Archäologischen Ausgrabungen oder wie in diesem Fall archäologisch begleitete Aushubarbeiten an einer Kirche lassen eigentlich immer Funde und Befunde erwarten. Das Spektrum, dass die Mitarbeiter des südtiroler Landesamtes für Bodendenkmäler an der Pfarrkirche von Terlan entdeckten, ist dann doch etwas besonderes. So stammen die ältesten freigelegten Baustrukturen, ein Gebäude mit einer Hypokaustenanlage (Fußbodenheizung) aus der Römerzeit, genauer gesagt den ersten nachchristlichen Jahrhunderten. Von der Anlage blieben selbst die kleinen Pilaster, zwischen denen die warme Luft zirkulierte, erhalten.
Knapp zwei Jahrhunderte später, im 4. Jahrhundert, wurden auf dem untersuchten Areal zahlreiche Bestattungen angelegt, die als Beigaben meist Gegenstände aus dem Alltagsleben enthielten. Zwei Gräber waren jeweils mit einem Gefäß für Speisen und einem weiteren für Getränke ausgestattet. Zu den besonderen Funden zählen drei besonders gut erhaltene Specksteingefäße. Auch in der Folgezeit ist das Areal zu Bestattungszwecken aufgesucht worden. Vermutlich im Frühmittelalter - im 5.bis 7. Jahrhundert n. Chr. - wurden in dem in der Zwischenzeit zu einer Ruine verfallenen römischen Haus Tote bestattet. Bestattungen konnten aber auch auf dem gesamten Grabungsareal nachgewiesen werden.
»Der bedeutendste und außergewöhnlichste Fund wurde jedoch im nördlichen Bereich der Baustelle gemacht. Es handelt sich nicht nur für Terlan, sondern auch für die frühe Geschichte Südtirols um einen einzigartigen, bisher nicht nachgewiesenen Fund«, wie die Denkmalpflegelandesrätin Sabina Kasslatter Mur berichtet. So konnte im nördlichen Bereich der Baustelle eine kreisförmige, im Fundamentbereich erhaltene Mörtelmauer nachgewiesen werden, in deren Zentrum sich ein in den Boden eingetieftes Becken befindet. In diesem aus römerzeitlichen Ziegeln und aus Steinen gefertigten Becken mit den Maßen 160 x 100 Zentimeter fanden die Archäologen eine massive Steinplatte aus ammonithischem Kalkstein, der aus dem Trentino stammt.
»Daraus schließen wir, dass die Struktur ursprünglich mit Steinplatten verkleidet war und erst zu einem späteren Zeitpunkt, im Mittelalter, geplündert wurde«, erklärt die Direktorin des Landesamtes für Bodendenkmäler, Catrin Marzoli. »Im Umfeld geborgene Bleireste deuten darauf hin, dass die Platten versiegelt waren, und das Becken daher Wasser aufnehmen konnte. Die wahrscheinlichste, doch bisher nicht gesicherte, Annahme ist, dass es sich um ein frühchristliches Baptisterium mit Taufbecken gehandelt haben könnte.« Nach Meinung von Marzoli, sei es zwar nicht auszuschließen, dass es sich auch um einen monumentalen römerzeitlichen Grabbau gehandelt haben könnte, für diese Möglichkeit würden jedoch weniger Hinweise sprechen.