Ehrenamtlicher Sondengänger findet über 2.000 Silbermünzen aus dem Mittelalter
Frank Slawinski, lizensierter Sondengänger, hatte auf einem sonntäglichen Kontrollgang zunächst zahlreiche einzelne Münzen gefunden, bis er auf eine starke Konzentration stieß. Beim vorsichtigen Nachgraben wurde ihm klar, was er hier gefunden hatte und er verständigte sofort das Landesamt für Denkmalpflege. Wegen frischer Spuren illegaler Raubgräber in der Nähe bekam er den Auftrag zur sofortigen Bergung. Bei der amtlichen Nachgrabung zur genauen Dokumentation - eine Woche später - konnten noch der Topf selber und über 100 weitere Münzen sichergestellt sowie die genaue Lage dokumentiert werden.
Der Schatz selber besteht zu über 90 % aus so genannten Rand- oder Hochrandpfennigen, die vor 1.000 Jahren im westslawischen Raum in Umlauf waren. Diese nach ihrem hohen, überstehenden Rand so bezeichneten Silbermünzen treten erstmals wohl um 965 wahrscheinlich in Magdeburg auf und wurden dann bis etwa 1120 in verschiedenen Münzstätten vor allem des Magdeburger Raumes, der Saaleregion und des Raumes Meißen-Oberlausitz geprägt. Wahrscheinlich sollte der Rand das Zerteilen der Münzen erschweren. Die Fragmentierung von Münzen, Silberschmuck und Silberbarren durch Zerhacken war bis weit in das 11. Jahrhundert gängige Praxis bei den Westslawen. Mit diesem »Hacksilber« bezahlte man Waren und Güter nicht mit einer bestimmten Menge von Münzen oder mit Münz- Nennwerten, sondern mit einer bestimmten Menge Silber. Die für einen Verkauf vereinbarte Menge Hacksilber wogen die Händler auf kleinen Balkenwaagen ab.
Der Münzfund enthält neben den Hochrandpfennigen, die auch als »Wendenpfennige« bezeichnet werden, wenige andere Münztypen, wie etwa »Otto-Adelheid-Pfennige« Ottos des Großen (noch ins 10. Jahrhundert gehörend) sowie »Niederelbische Agrippiner«, die im sächsischen Raum nach dem erfolgreichen Vorbild der Kölner Münzen geprägt wurden.
Von Interesse für die Feststellung des ungefähren Verbergungszeitraumes des Schatzes ist ein Fahnenlanzenpfennig vom Typ Meißen-Oberlausitz, der zwischen 1040 und 1050 wohl in Meissen entstanden ist. Münztypen, die über 1060 hinausreichen, fanden sich bislang nicht, so dass man vorläufig von einem Verbergungszeitpunkt um 1050 +/- 10 Jahre ausgehen kann.
Der Fund repräsentiert nicht nur einen erheblichen materiellen Wert – sowohl heute als auch vor 1000 Jahren – sondern er erlaubt einen exemplarischen Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse im Lebuser Land an der Oder in der späten Slawenzeit. Offenbar war es in der Nähe der Lebuser Burg, auf der polnische Fürsten residierten, möglich, erhebliche Werte anzusammeln. Nicht zuletzt ist dafür dieser herrschaftliche Sitz mit seinen weit reichenden Beziehungen an einem strategisch wichtigen Oder-Übergang von entscheidender Bedeutung.
Aufgrund seiner Größe und des überwiegend guten Erhaltungszustandes der Münzen ist zu erwarten, dass die detaillierte Bestimmung der Fundmünzen neue Erkenntnisse zum Münzumlauf des 11. Jahrhunderts in der Oderregion liefern wird. Vielleicht kann er auch einen Beitrag zur Geschichte der noch immer recht rätselhaften Hochrandpfennige leisten.