In Kooperation mit dem Exzellenzcluster TOPOI und dem Architekturreferat des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) Berlin arbeiten Wissenschaftler und Studierende der Klassischen Archäologie seit 2011 an der Erstellung eines neuen digitalen 3D Modells des antiken Forum Romanum. Hier an diesem öffentlichen Platz Roms wurde Geschichte geschrieben und Politik gemacht, hier wurden die Geschicke der Stadt und des Römischen Reiches gelenkt, hier konzentrierte sich das öffentlich-politische Leben der größten Metropole der Antike über 1000 Jahre, ehe das Forum Romanum seit Ende des 19. Jahrhunderts zur berühmteste Ausgrabungsstätte im Herzen der Ewigen Stadt wurde.
"Unsere digitale Rekonstruktion des Forum Romanum ist zwar nicht die erste, aber wir verfolgen mit unserem Modell einen anderen, auch wissenschaftlich-kritischen Anspruch", erläutert Prof. Dr. Susanne Muth vom Institut für Archäologie der Humboldt-Universität zu Berlin, die das Projekt leitet. "Wo andere digitale Rekonstruktionen ein verlorenes Erscheinungsbild des Forums primär 'visualisieren', setzen wir stärker darauf, mit Hilfe unserer Rekonstruktionen das Forum besser 'verstehbar' werden zu lassen." Entstanden ist die Idee zu diesem Forschungsprojekt im Rahmen einer interdisziplinären Forschergruppe im Exzellenzclusters TOPOI, die die Konstruktion und Wahrnehmung antiker Stadträume erforscht. Seine Realisierung gelang, indem das Projekt aus dem Forschungsverbund zwischen Humboldt-Universität und Freier Universität mit außeruniversitären Einrichtungen in die Lehre eingebunden wurde: Unter Anleitung durch Susanne Muth und den Topoi-Mitarbeiter Armin Müller (DAI Berlin) erarbeiteten Studierende der Humboldt-Universität sukzessive digitale Rekonstruktionen der Forumsbauten. Seit 2013 wurden diese dann in ein zusammenhängendes Modell des gesamten Forumsplatzes integriert.
Das neue Modell des digitalen forum romanum vereint erstmals Rekonstruktionen des Forums durch die verschiedenen Epochen und macht dadurch Entwicklungen sichtbar, die möglicherweise auch für aktuelle Diskurse zur Stadtnutzung fruchtbar sein können. "Hier erschließen wir mit unserem Modell ein spannendes und auch aufregendes Neuland. Dass die dynamischen Veränderungen des Platzes teils so einschneidend waren, war in diesem Umfang bisher nicht absehbar", erklärt Erika Holter, Koordinatorin des Projektes.
Zwanzig Studierende haben mit viel Engagement und wissenschaftlicher Sorgfalt von Anfang an mitgearbeitet. "Die Einbindung der Studierenden in die aktuelle Forschungsarbeit hat sich als ein Glücksfall erwiesen: Für die Studierenden, indem sie unmittelbar Anteil an wissenschaftlicher Exzellenzforschung nehmen konnten, als auch für das Projekt, indem so viele Personen engagiert ihre Kompetenz einbringen konnten", betont Susanne Muth.
Erste Ergebnisse des Projekts werden nun auf einer frei zugänglichen Website vorgestellt.