Mit »Digital Heritage 2017/2018« wird am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie ab sofort eines der größten Digitalisierungsprojekte Sachsen-Anhalts realisiert. Hierfür unterzeichneten der Chef der Staatskanzlei und Kulturminister Rainer Robra und Landesarchäologe Prof. Harald Meller heute eine Sondervereinbarung. Dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) werden für die Jahre 2017 und 2018 Projektmittel in Höhe von 1.579.300 € zugewiesen. In drei Teilprojekten sollen damit Kernbestände der zentralen Informationsquellen des archäologischen Erbes erschlossen werden. Durch die Digitalisierung wird das kulturelle Gedächtnis des Landes, festgehalten in 35 Millionen Archivalien, gesichert, leichter zugänglich gemacht und für die wissenschaftliche Auswertung erschlossen.
Robra erklärte dazu: »Die mit dem Projekt gewonnenen digitalen Verfahren und Ergebnisse sollen für den gesamten musealen Bereich unseres Landes nützliche Grundlagen schaffen. Aber nicht nur für die Wissenschaft werden die Ergebnisse von »Digital Heritage« einen Mehrwert darstellen. Gerade auch der Öffentlichkeit soll eine breitere und lebendigere Teilhabe an der spannenden Geschichte von archäologischen Exponaten verschafft werden.« Meller ergänzte: »Mit dem Digitalisierungsprojekt wird es uns gelingen, nicht nur die vielfältigen Daten des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie dauerhaft zu sichern, sondern auch einen sehr viel schnelleren und effizienteren Zugang zu gewährleisten. Das LDA wird damit seinem Auftrag als Dienstleistungsbehörde für den Bürger noch besser gerecht werden.«
Das erste Teilprojekt umfasst die Digitalisierung und Erschließung des Hauptkatalogs, des zentralen Informationsinstruments zum archäologischen Fundgut im Land. Er entstand über einen Zeitraum von rund 120 Jahren und besteht aus etwa 150.000 Karteikarten. Ihre Bedeutung erhalten archäologische Funde erst aus dem Kontext, daher sind die Informationen zu den einzelnen Stücken, die im Hauptkatalog festgehalten wurden, unverzichtbar. Die Digitalisierung sichert diese Daten, die bislang nur in einfacher Ausfertigung vorliegen, nachhaltig. Darüber hinaus wird die Benutzbarkeit entscheidend verbessert, da die Abfrage künftig direkt von jedem Arbeitsplatz aus erfolgen kann und Standards vereinheitlicht werden.
Das zweite Teilprojekt widmet sich einem sehr komplexen, aber äußerst wichtigen Thema. Ein Verfahren soll entwickelt werden, mit dem archäologische Sammlungsbestände effizient digital erfasst und Einzelstücke mit einem individuellen »digitalen Fingerabdruck« versehen werden können. Von Interesse ist dieses Verfahren besonders für Objekte, die aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht einzeln mit Inventarnummern beschriftet werden können und die daher nur schwer auseinanderzuhalten sind. Beides gilt etwa für Münzen, gerade wenn viele prägegleiche Stücke aus größeren Hortfunden stammen. Zum Sammlungsbestand des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie – insgesamt geschätzt über 15 Millionen Fundobjekte – gehören auch etwa 22.000 Münzen, die innerhalb der Projektlaufzeit aufgenommen werden sollen. Neben dem Landesmünzkabinett ist die Münzsammlung des Landesmuseums die zweitgrößte in Sachsen-Anhalt. Das neue digitale Kennzeichnungsverfahren ist nicht nur für die Identifizierung und Organisation innerhalb der Sammlung von Interesse, sondern besonders auch im Leihverkehr mit anderen Museen und Institutionen.
Im dritten Teilprojekt werden fotografische Dokumente zu Bodendenkmalen sowie Bau- und Kunstdenkmalen digitalisiert und erschlossen. Da der Bestand des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in diesem Bereich zu groß ist, um ihn innerhalb der Projektlaufzeit zu bearbeiten, findet eine Konzentration auf die Glasplatten statt, die besonders empfindliche Unikate von historischem Wert sind. Der Gesamtbestand ist noch nicht erschlossen und wird durch die Digitalisierung für eine effiziente Nutzung erstmals zugänglich gemacht.
Diese drei Teilprojekte erschließen wichtige Teile des Bestandes des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie. Durch die Verschiedenheit der Ansätze werden gleichzeitig Grundlagen in der Methodik erarbeitet, die für zukünftige Digitalisierungsprojekte nutzbar sind.
Hintergrund
Aus der Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen (Digitale Dividende II) stellt der Bund dem Land Sachsen-Anhalt im Jahr 2017 Mittel in Höhe von insgesamt 4.366.000 Euro für die finanzielle Unterstützung von Digitalisierungsprojekten zur Verfügung. Zwei Drittel des Betrags werden von der Staatskanzlei für die Entwicklung innovativer audiovisueller Medienproduktionen, die Sicherung des geistig-kulturellen Erbes im Land Sachsen-Anhalt sowie zur Digitalisierung des Filmerbes eingesetzt (2.910.700 €), der Rest ist für die Errichtung öffentlicher WLAN-Netzwerke eingeplant. Daneben stehen weitere 2.663.000 € zur Verfügung, die aus den vorherigen Haushaltsjahren in das Jahr 2017 übertragen wurden, so dass insgesamt Mittel in Höhe von 5.573.700 € für die Durchführung und Förderung von Digitalisierungsprojekten verwendet werden können.