In diesem Vorhaben werden Konzepte der Sammlung, Modellierung und Visualisierung von ortsbezogenen historischen Informationen aus dem frühneuzeitlichen Heiligen Römischen Reich deutscher Nation erprobt. Als Beispielregionen dienen das fragmentierte Territorium Kurmainz, in dem die Mobilität von Personen Rückschlüsse auf Grenzvorstellungen der Frühen Neuzeit zulässt, und Kursachsen, dessen überregionale Organisation von Rechts- und Verwaltungsvorgängen untersucht wird.
DigiKAR leistet damit sowohl einen Beitrag zur geschichtswissenschaftlichen Erforschung des Alten Reichs als Raum geteilter und überlappender Herrschaft als auch zur Weiterentwicklung der digitalen Analyse und Visualisierung historischer Daten mit zeitlich-räumlichen Eigenschaften.
Bewegungen von Personen, Dingen und Ideen werden nicht nur als physische Mobilitätspotentiale in komplexen Räumen untersucht und visualisiert, sondern auch hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit zu verschiedenartigen, teils konkurrierenden, Sozial-, Rechts- und Herrschaftsräumen des Reichsverbands. Zur Erhebung dieser Ortsdaten strebt das Projekt eine enge Kooperation mit regionalen Gedächtnisinstitutionen und historisch interessierten Bürger:innen (Citizen Science) an.
Alle Daten fließen bereinigt und strukturiert auch an die Datengebenden zurück. Ganz dem OpenSource-Gedanken verpflichtet, wird DigiKAR »Best Practices« der Datenmodellierung und -visualisierung u.a. in frei verfügbaren Tutorials teilen.
Die am IEG angesiedelte wissenschaftliche Projektleitung und -steuerung liegt in den Händen von Prof. Dr. Johannes Paulmann (Direktor, Abteilung für Universalgeschichte) und Dr. des. Monika Barget (Bereich Digitale historische Forschung | DH Lab).