Das Leprosen- oder Gutleuthaus in Freiburg wurde im Jahr 1251 erstmals erwähnt und erhielt 1258 einen Kaplan und einen Friedhof. Am 30. Mai 1268 weihte Albertus Magnus den Hochaltar einer neu erbauten Kapelle zu Ehren der Jungfrau Maria und des Heiligen Jacobus, dem Schutzpatron des Hauses. Während des Dreißigjährigen Krieges ist das Freiburger Gutleuthaus am 29.12.1632 abgebrannt.
Von Juni bis September wurden die menschlichen Bestattungen geborgen und fachgerecht anthropologisch dokumentiert. Die Gräber sind in zwei Bereiche zu trennen: Die älteren Ost-West-orientierten Gräber des Siechenhauses datieren in die Zeit von 1256 bis 1632 und sind in Reihen geordnet. Neben Gräbern der Bewohner des Leprosenhauses wurden auf dem aufgelassenen Friedhof auch zahlreiche Soldaten bestattet, die bei der Belagerung Freiburgs durch französische Truppen 1744 während des österreichischen Erbfolgekriegs gefallen sind. Diese Gräber sind meist ungeregelte Mehrfachbestattungen. Bronzeköpfe von Uniformen weisen die Toten als Soldaten aus.
Bei der anthropologischen Erstbegutachtung ergab sich überraschenderweise, dass es sich bei den Bestatteten fast ausschließlich um Männer handelte. 90 Prozent der Skelette wiesen Anzeichen von Infektionserkrankungen am Knochen und an den Kiefern auf. Neben Hinweisen auf Lepra bei 60 Prozent der Skelette zeigten weitere Skelette unter anderem Anzeichen von Syphilis, Tuberkulose, Meningitis, Rachitis und Mangelernährung.
Das Gutleuthaus ist südlich der Stadt Freiburg, jenseits der Dreisam zu verorten. Historische Abbildungen stellen die Wohnbauten der Siechen, das Schaffneigebäude, die Kapelle und den Friedhof an der Einmündung der Kronenstraße in die Basler Straße, der Landstraße nach Süden, dar. Einen Plan des Gutleuthauses gibt es nicht, daher wurde zur Klärung der Lage der Gebäude der an den Friedhof angrenzende Parkplatz und die Parkanlage am 16. und 17. Dezember 2020 geophysikalisch untersucht. Teile der Gebäude zeichneten sich dort in einer Tiefe von 50 cm bis 1,6 m als Anomalien ab.
Der mittelalterliche Leprafriedhof Freiburgs gehört bundesweit zu den am besten untersuchten Grabstätten dieser Art. Etwa 10 Prozent seiner Fläche wurde erfasst. Es lässt sich daraus ableiten, dass während seiner 376-jährigen Nutzungszeit etwa 2000 Menschen dort bestattet wurden. Da in dem erfassten Ausschnitt fast ausschließlich Männer begraben waren, spiegelt der Friedhofsplan offenbar die nach Geschlechtern getrennte Unterbringung im Siechenhaus wider. Es ist davon auszugehen, dass die weitere Auswertung der Fundstelle noch einige Erkenntnisse zur Freiburger Gesundheits- und Sozialgeschichte im Spätmittelalter liefern wird.