"Die Königlichen Museen zu Berlin organisierten Anfang der 1900er Jahre Ausgrabungen in Abusir el Meleq, einem Ort am Westufer des unteren Nils. Über die Deutsche Orientgesellschaft gelangten zahlreiche Fundstücke an das Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften der Universität Rostock", erzählt Prof. Hans Dietmar Portsteffen vom CICS. Dort wurden die Objekte lange Zeit nicht sachgerecht gelagert. Nun seien sie in einem fragilen Zustand, nicht ausstellungsfähig und akut gefährdet. "Unser Institut hat bereits zahlreiche Stücke aus der Sammlung des Heinrich Schliemann-Instituts restauriert, unter anderem reich bemalte und beschriftete Holzsärge, einen bemalten Sargdeckel sowie Mumienmasken. Der Sarg der Harsiese ist das letzte Objekt des Rostocker Instituts, dem wir wieder zu alter Schönheit verhelfen möchten", so Portsteffen.
Die erste Aufgabe für Susanne Kummer war es, die Materialien und Arbeitsweisen der altägyptischen Handwerker zu analysieren. "Wir haben es mit einem halbierten und ausgehöhlten Baumstamm zu tun, der vermutlich von der Maulbeer-Feige stammt. Die Zapfen und Dübel wurden aus der Familie der Tamariskenhölzer gefertigt. Beides sind in Ägypten weit verbreitete Pflanzen", so Kummer. "Das Holz wurde dann mit Tuch bespannt, grundiert und mit klassischen Farben der Zeit bemalt, zum Beispiel mit Ägyptisch Blau. Die Augen bestehen vermutlich aus Marmor, die Augenkontur aus einer Kupfer-Legierung." Im nächsten Schritt reinigt die 28-Jährige den Sarg. Durch die Lagerung in einer feuchten Umgebung hat sich eine feste Schmutzschicht gebildet, die den Farbuntergrund immer mehr zerstört. "Die Herausforderung ist, dass ich den Schmutz mit einem feuchten Reinigungsverfahren entfernen muss, die alten Farben aber sehr gut wasserlöslich sind", sagt Kummer. Insbesondere das stark in Mitleidenschaft gezogene Gesicht und der vormals strahlend weiße Torso müssten behandelt werden.
"Bei diesem Sarg haben wir uns dafür entschieden, nur zu reinigen und keine ästhetische Restaurierung vorzunehmen. Das heißt, wir ergänzen oder retuschieren nichts", sagt Portsteffen. Gerade bei antiken Stücken gebe es die Philosophie, die Alterung zu akzeptieren und jede Beschädigung als einen Teil der Geschichte des Objektes zu betrachten. So konzentriert sich Kummer ganz auf die Reinigung und Konservierung des Sarges, damit dieser möglichst lange erhalten bleibt. Dabei greift sie auf zahlreiche Erfahrungen aus ihrem Bachelor- und Masterstudium am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft zurück. "Ich habe bereits während meiner Masterarbeit an Stücken aus der Sammlung des Heinrich Schliemann-Instituts gearbeitet. Dabei habe ich zum Beispiel eine neue Methode entwickelt, mit der man beschädigte Stellen im Fassungsaufbau unterspritzt und damit stabilisiert. Dies kann ich jetzt wieder einsetzen", sagt Kummer. Noch bis voraussichtlich Ende August dauert die Konservierung, dann wird der Sarg mit anderen am CICS restaurierten Stücken im Schausaal des Heinrich Schliemann-Instituts zu sehen sein.