Die letzten Jäger und Sammler aus der Steinzeit kommen nach Schleswig-Holstein zurück
Vom 27. 7. 2015 bis zum 6. 9. 2015 findet eine für Norddeutschland bisher einmalige Aktion statt: Unter dem Titel »Schleswig-Holstein vor 7.000 Jahren – Leben in der Mittelsteinzeit« läuft ein experimentalarchäologisches Projekt, bei welchem bis zu zehn Akteure gleichzeitig die aktuellen Theorien über Lebens-, Wohn- und Ernährungsbedingungen in der Mittelsteinzeit zur Zeit der letzten Jäger, Sammler und Fischer unter realistischen Bedingungen testen werden. Durchgeführt wird das Experiment im Archäologish-Ökologischen Zentrum Albersdorf (Steinzeitpark Dithmarschen), dessen Direktor Dr. Rüdiger Kelm auch wissenschaftlicher Leiter des Projektes ist. Dieses wird in einer eropaweiten Kooperation im Rahmen des OpenArch-Projektes gemeinsam mit der Archäologischen Fakultät der Universität Exeter (Großbritannien), vertreten durch Prof. Linda Hurcombe, durchgeführt.
In dem 6 Wochen andauernden Projekt werden die Teilnehmer den Annehmlichkeiten des 21. Jahrhunderts komplett entsagen und in einen Alltag eintauchen, wie er für die Zeit der (nach einem Fundort in Dänemark benannten) Ertebølle-Kultur angenommen wird. Die Akteure sind Museumspädagogen und Experimentalarchäologen aus ganz Europa, ausgewiesene Experten, die über fundierte theoretische und vor allem praktische Kenntnisse der ausgehenden Mittelsteinzeit (spätes Mesolithikum, ca. 5.500 – 4.000 v. Chr.) verfügen.
Die in einem steinzeitlichen Alltag erforschten Teilprojekte umfassen Untersuchungen im Bereich der Jagdtechniken, Fischfang, pflanzliche Nahrungsbestandteile, Lebensmittel (Zubereitung und Konservierung), Behausungen, Bootsbau, erste Keramik, Birkenpech, Waffen und Werkzeuge, Kleidung, Leder & Fell, Spirituelles, Kunst & Musik, sowie Hygiene. Ein weiterer Gegenstand der wissenschaftlichen Untersuchungen sind Auswirkungen einer »echten« Paläo-Ernährung auf den menschlichen Organismus. Hierzu werden von Prof. Junker (Institut für Klinische Chemie der Universität Kiel) Blutproben und von Prof. Hannig (Universitätsklinikum Dresden) die Mundflora der Teilnehmer analysiert. Den Abschluss des Projektes soll eine Dokumentation in Text, Bild und Film bilden.
Die Aktion findet in der neu errichteten mittelsteinzeitlichen Hüttensiedlung mit angrenzendem Teich und Waldbereich im Steinzeitpark Dithmarschen in Albersdorf statt. Die Akteure sind während ihres Aufenthalts von den Besuchern des Steinzeitparks räumlich abgetrennt, dennoch ist ein guter Einblick gewährleistet. Wie durch ein »Zeit-Fernglas« sollen die Besucher den mesolithischen Alltag beobachten können.
Info
Die Aktion ist während der Öffnungszeiten des Steinzeitparks in der Zeit vom 27. 7. 2015 bis zum 6. 9. 2015 von 11 – 17 Uhr täglich zu besuchen.