Die Wiedereröffnung des Grabmals ist Teil der Forschungs- und Konservierungsaktivitäten der von S.E. Sheikh Hassan bin Mohammed bin Ali Al Thani geleiteten Qatari Mission for the Pyramids of Sudan (QMPS). Das Projekt verfolgt das Ziel, die mehr als 100 Pyramiden der königlichen Friedhöfe von Meroe mit internationalen Expertenteams zu erhalten und zu erforschen. Sicherungs- und Konservierungsmaßnahmen, um das historisch bedeutende Grabmal der Königin für die interessierte Öffentlichkeit zu erhalten und zugänglich zu machen, sind geplant.
Vier Jahrhunderte nachdem ihre Urahnen als "Schwarze Pharaonen" der 25. Dynastie im 7. Jh. v. Chr. das Alte Ägypten beherrscht hatten, errichteten die Könige und Königinnen von Meroe ein riesiges Reich auf dem Gebiet des heutigen Nordsudan südlich des Ersten Nilkataraktes. Zentrum war die Hauptstadt Meroe, etwa 200 km nördlich des heutigen Khartoum. Bis zum Untergang des meroitischen Reiches im 4. Jh. n. Chr. wurden seine Herrscher in Pyramidenfriedhöfen am Rande der östlich der Hauptstadt gelegenen Bergregion begraben. Königin Khennuwas Grab, errichtet an einem der Eingangswege zu den Nekropolen, gehört zu deren frühesten Pyramiden. Enge Parallelen der Grabdekoration zu Totentexten der 25. Dynastie bezeugen den noch sehr starken Einfluss älterer Traditionen.
Königin Khennuwas Grab wurde schon 1922 von George A. Reisner vom Bostoner Museum of Fine Arts ausgegraben, aber leider nur durch einige wenige Fotografien und Handskizzen dokumentiert. Für annähernd ein Jahrhundert stellte diese spärliche Dokumentation die einzige Informationsquelle für die Forschung dar. Die Wiederausgrabung der Pyramide und die Wiederöffnung ihrer Grabkammern ermöglicht nun eine detaillierte Dokumentation mit hochmodernen Methoden und wird die Grundlage für zukünftige archäologische Forschungen sein.
Die neuen Feldarbeiten sind Teil eines groß angelegten Programmes zur Erforschung, dem Erhalt und der Förderung der einzigartigen Pyramidennekropolen von Meroe, die seit 2012 zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. Das Projekt wurde 2015 durch die Qatari Mission for the Pyramids of Sudan in enger Kooperation mit der sudanesischen Denkmalpflege in Khartoum und mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Berlin ins Leben gerufen.
Das DAI beherbergt mit dem Friedrich-Hinkel-Archiv das weltweit umfangreichste Forschungsarchiv zur Archäologie des antiken Sudan. Die Digitalisierung seiner Bestände und deren Umwandlung in ein öffentliches digitales Forschungszentrum sind ein weiterer wichtiger Bestandteil dieser Kooperation, der ebenfalls von Qatar gefördert wird.