Der "Staatsmarkt" des antiken Ephesos in neuem Licht: Grabungen bieten Einblicke in die Entwicklung
Ephesos, in der Landschaft Ionien (heutige Westtürkei) gelegen, war in der Antike eine der bedeutendsten griechischen Stadtstaaten Kleinasiens und beherbergte mit dem Artemis-Tempel eines der sieben Weltwunder. In der römischen Kaiserzeit zählte Ephesos zu den größten Städten des Imperiums. Die Ruinen von Ephesos wurden 2015 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Seit 2014 untersuchen Archäologen der Universität Regensburg zusammen mit Wissenschaftlern des Bereichs Historische Bauforschung an der OTH Regensburg und in enger Kooperation mit dem ÖAI die Geschichte und Funktion der Oberen Agora, die an prominenter Stelle im Stadtkern von Ephesos platziert war. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Vom Institut für Klassische Archäologie der Universität Regensburg waren in diesem Sommer Prof. Dr. Dirk Steuernagel, Stefan Langer M.A. und drei wissenschaftliche bzw. studentische Hilfskräfte in Ephesos tätig. Im Fokus der Grabungen stand eine Fläche von ca. 150 Quadratmetern an der Südseite des "Staatsmarktes". In der Antike war die Obere Agora ein öffentlicher, von Bauten politischer und religiöser Funktion geprägter Platz.
Die Grabungen erbrachten Anhaltspunkte dafür, dass die Obere Agora schon vor der Zeit des römischen Kaisers Augustus ein wichtiges innerstädtisches Zentrum des antiken Ephesos gewesen sein muss. Die Forscher förderten zutage, dass der Platz seit dem 2. Jh. v. Chr. nicht nur an der Nordseite von einer langen Säulenhalle begrenzt wurde, einer sogenannten Stoa. Auch ein über 150 Meter breites Gebäude derselben Art, das sich entlang der Südseite erstreckt, kann nun mit einiger Sicherheit in dieselbe oder eine nur wenig spätere Zeit datiert werden.
Darüber hinaus entdeckten die Forscher im Bereich hinter einem prunkvollen rückwärtigen Eingang zur Stoa neue Baustrukturen. Diese lassen vermuten, dass die Säulenhalle und vermutlich die gesamte Obere Agora in der Spätantike, etwa ab dem 4. Jh. n. Chr., nochmals einem umfassenden städtebaulichen Wandel unterlag. Das Areal dürfte nach Ansicht der Wissenschaftler bis wenigstens in das frühe Mittelalter – wenn auch in veränderter Form – genutzt worden sein.
Dieser Fund wirft viele Fragen auf, denen die Forscher im Rahmen einer für Sommer 2016 geplanten dritten Feldkampagne nachgehen wollen.