"Diese aktuellen Funde und Befunde sind selten in der Linienbandkeramischen Kultur der Jungsteinzeit", so Prof. Dr. Michael Baales von der Archäologie-Außenstelle des LWL in Olpe über die Spuren der Einhegungen, die sich über die Jahrtausende im Boden erhalten haben.
Mehrere Hausgrundrisse zeichneten sich dort im Boden mit ihren charakteristischen Pfostenlöchern ab, wo ein Neubaugebiet entstehen soll. Behausungen, in denen zumeist eine vielköpfige Menschenschar in der Zeit um 5.200 v. Chr. eine dauerhafte Heimat als bäuerliche Gemeinschaft fand. Langhäuser waren es zumeist, die in dieser Phase der Jungsteinzeit die Siedlungen der ersten bäuerlichen Kultur bildeten.
Ergänzt werden die Ergebnisse um die Funde, die vor allem aus Keramik mit den für die Zeit typischen Bandmustern besteht. Aber auch Steingeräte wie Pfeilspitzen haben die Wissenschaftler gefunden. Die Spitzen wurden aus Feuersteinrohstoffen gefertigt, die wiederum aus weiter Entfernung an den Hellweg gelangten.
Eine Überraschung kam außerdem im Osten der untersuchten Fläche zum Vorschein. Hier hatten sich die Nachfahren der frühesten Bauern angesiedelt und in der Zeit um 4.700 v. Chr. ein stattliches Haus gebaut, um das herum sich Relikte der sogenannten Rössener Kultur aus der mittleren Jungsteinzeit fanden. "Das Haus konnten wir vollständig dokumentieren", schildert Baales.
Unweit des Hauses hatten die Bewohner eine Grube angelegt, in der sie einzig eine große Axtklinge niederlegten, womöglich als rituelle Deponierung. Dieses Stück besteht aus Amphibolit - einem Gestein, das aus Südosteuropa stammt. "Das passt ganz in das Bild, das wir von den in Europa weiträumig verbreiteten, frühen neolithischen Kulturen haben", erläutert der Wissenschaftler. "Schon damals gab es großräumige Austauschbeziehungen." Schließlich sind auch Siedlungsspuren aus der Römischen Kaiserzeit entdeckt worden.
Die Untersuchungen wurden im Zuge der Erschließung des Neubaugebietes erforderlich, da bereits in den vergangenen Jahrzehnten im Umfeld mehrere archäologische Fundstellen entdeckt worden waren. Zudem hatten Wissenschaftler in Bad Sassendorf bereits in den 1970er Jahren den Ausschnitt einer Siedlung der ersten Bauern am Hellweg dokumentiert, wo heute das neue Rathaus steht. "Wie überall in der Hellwegbörde war also nicht auszuschließen, dass wir auch hier fündig werden", schildert Baales. Das bestätigte sich, als im Spätwinter in einem neu angelegten Regenrückhaltebecken aussagekräftige Befunde auftauchten.
Gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung wurde ein Sondage-Programm initiiert. Mit mehr als 20 gezielten Blicken in den Boden konnte eine Fachfirma die bandkeramische Siedlung schließlich lokalisieren und wurde mit der weiteren Ausgrabung beauftragt. Denn das neue Denkmalschutzgesetz schreibt genau dies vor: Wenn ein Bodendenkmal durch Baumaßnahmen in seiner Existenz bedroht ist, müssen wenigstens seine Spuren so gut wie möglich für die nachfolgenden Generationen und für die Wissenschaft dokumentiert werden.
Für die Erforschung der neolithischen Siedlungskulturen am Hellweg sind diese Ergebnisse wertvoll. "Sie zeigen, dass im gesamten Hellwegraum immer wieder auch mit bislang unbekannten großen Siedlungsflächen aus den vergangenen über 7.000 Jahren zu rechnen ist", so Baales. Auch die wissenschaftliche Auswertung der Ergebnisse werde spannend bleiben: "Wir sind besonders neugierig auf die Verbindungen mit den anderen bandkeramischen Siedlungen in der Umgebung - und auf die Unterschiede", so Baales.
Mehrere Flächen des Neubaugebiets haben die Archäologen für die Bebauung freigegeben, die restlichen Untersuchungen werden im kommenden Jahr fortgesetzt, damit die gesamte Fläche wie geplant bald bebaut werden kann.