Im Sommer 2014 führte die Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts Ausgrabungen im Steinbruch von Baalbek durch. Dort liegt, seit langem bekannt, der megalithische Steinblock »Hajjar al-Hibla«. Steinblöcke wie diese, mit einer Länge von etwa 20 Metern und einem Querschnitt von ca. 4 x 4 m, wurden für das Podium des riesigen Jupiter-Tempels im römischen Heiligtum von Baalbek verbaut. Bei den aktuellen Grabungen entdeckten die Archäologen nun ein noch größeres Exemplar.
Ziel der diesjährigen Ausgrabungen war es, neue Daten zur Abbautechnik sowie zum Transport dieser Megalithen zu finden. Es wurden Bearbeitungsspuren dokumentiert und die alten, durch die Steinbrucharbeiten entstandenen Abfallhalden nach datierbaren und stratifizierbaren Keramikscherben und Kleinfunden untersucht.
Wie nun nachgewiesen werden konnte, blieb der Steinblock »Hajjar al-Hibla» im Steinbruch liegen, weil sich seine Steinqualität in einer Ecke als minderwertig erwies und ein natürlicher Riss den Block vermutlich beim Transport hätte brechen lassen.
In der Steinlage unterhalb des »Hajjar al-Hibla« und direkt neben diesem, befindet sich ein weiterer megalithischer Steinblock, der dessen Maße um einiges übertrifft: er ist 19,60 m lang, 6 m breit und mindestens 5,5 m hoch. Um die genaue Höhe feststellen zu können, muss die archäologische Sondage in einer nächsten Ausgrabungskampagne erweitert werden. Konnte man das Gewicht des »Hajjar al-Hibla« mit knapp 1.000 Tonnen berechnen, bringt der neue Steinblock etwa 1.650 Tonnen auf die Waage. Da eine Schmalseite bereits sehr gut geglättet ist und die Vorgaben für die Glättung einer Langseite erhalten sind, muss geplant gewesen sein, den Block in diesen Gesamtmaßen auszuliefern und zu transportieren. Es handelt sich damit um den bislang größten bekannten Steinblock aus der Antike.
Die Arbeiten standen unter der örtlichen Leitung von Prof. Dr. Jeanine Abdul Massih (Lebanese University), derzeit Senior Fellow des Exzellenzclusters TOPOI und langjährige Kooperationspartnerin im Baalbek-Projekt der Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (Leitung Dr. Margarete van Ess). Die Forschungen fanden in enger Kooperation mit der libanesischen Antikenverwaltung statt. Sie wurden aus Mitteln des Deutschen Archäologischen Instituts und des Excellenzclusters TOPOI finanziert.