»In Syrien ist man seines Lebens nicht mehr sicher«, sagt Prof. Kablou. Zwar laufe der Lehrbetrieb an der Universität noch, aber viele Dozenten hätten das Land verlassen, sagt Kablou. »Es sind auch nur noch wenige Studierende da und einige Fächer werden nicht mehr gelehrt.« Der 56-Jährige lehrte seit 1992 Alte Geschichte an der Universität Damaskus, sein Spezialgebiet waren das alte Syrien und der Irak im ersten vorchristlichen Jahrtausend.
Gabagh Kablous Frau verließ Syrien bereits 2015 in Richtung Deutschland, er folgte ihr mit den drei Kindern. Jetzt wohnen sie in Gera und träumen von der alten Heimat: »Ich vermisse das Haus, die Freunde, meine Bibliothek und natürlich würde ich gern zurückkehren nach Syrien«, sagt Gabagh Kablou. Derzeit sei daran aber nicht zu denken.
An der Friedrich-Schiller-Universität hat Prof. Kablou ein kleines Büro bezogen. Er arbeitet an einer Darstellung der archäologischen Ausgrabungen in Syrien in der Zeit zwischen 1900 und dem Beginn des Ersten Weltkriegs. Damals forschen deutsche, britische und russische Archäologen in Syrien. Deren Blick auf das Land und seine Geschichte spürt Gabagh Kablou von Jena aus nach.
Die Initiative zum Schutz ausländischer Wissenschaftler ist nach dem Pathologen Philipp Schwartz benannt, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1933 aus Deutschland floh. Schwartz gründete später die »Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland«. Unterstützt wird die Initiative vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland. Finanzielle Unterstützung kommt zudem von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, der Fritz Thyssen Stiftung, der amerikanischen Andrew W. Mellon Foundation, der Gerda Henkel Stiftung, der Klaus Tschira Stiftung, der Robert Bosch Stiftung, dem Stifterverband sowie der Stiftung Mercator.
Der Antrag, Prof. Kablou an der Universität Jena aufzunehmen, entstand in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Büro der Friedrich-Schiller-Universität. Dessen Leiterin Dr. Claudia Hillinger sagt, mit Hilfe der Mittel aus der Philipp Schwartz-Initiative können zum einen die Beratungs- und Betreuungsangebote für geflüchtete Gastwissenschaftler an der Universität ausgebaut werden, zum anderen – viel wichtiger – eröffnen die zweijährigen Stipendien den Wissenschaftlern neue Perspektiven und ermöglichen es ihnen weiterhin, ihre Expertise in der Forschung einzubringen.