In den Vorträgen kristallisierte sich ein klares Muster in Schuchhardts Vorgehensweise heraus. Er bewertete die Ausgrabungsergebnisse nicht wissenschaftlich neutral, sondern passte die Interpretation der Befunde seinem Wunschergebnis an. Die Aussagekraft der Funde ignorierte er weitestgehend. Die Vortragenden belegten anhand von zahlreichen Beispielen, dass Schuchhardt mit falschen Behauptungen aufgetreten ist. Dieses Ergebnis konnte Dr. Bettina Tremmel, Römerexpertin der LWL-Archäologie für Westfalen mit einer Sondage auf dem Annaberg bestätigen: »Wie schon diverse frühere Grabungen, konnten auch wir keinen Beweis für Schuchhardts Rekonstruktion eines Kastells auf dem Annaberg erbringen. Der von ihm angeblich gefundene Lagergraben existiert nicht«. Ebenso ist die von ihm publizierte Befundbeschreibung in sich widersprüchlich und sachlich falsch.
Die Dürftigkeit der Funde und Befunde auf dem Annaberg erregte schon bei Schuchhardts Kollegen tiefes Misstrauen. Prof. Dr. Friedrich Koepp verwies aufgrund einer Militärkarte aus dem Jahr 1758 auf die Möglichkeit, dass es sich bei der Anlage um den Rest einer Schanze aus dem Siebenjährigen Krieg handeln könnte. Doch die Militärexperten für das 18. und 19. Jahrhundert konnten in ihren Vorträgen darstellen, dass Schuchhardts Kastellgrundriss auch nicht mit den aus dieser Zeit bekannten Befestigungen vergleichbar ist.
»Wir erkennen jetzt, dass der Schlüssel in der Person des Ausgräbers zu suchen ist. Von der Vorstellung, dass auf dem Annaberg ein römisches Kastell liegt, müssen wir uns verabschieden. Schuchhardt folgte einem Mythos, aber nicht der Wirklichkeit«, so das Resümee des Chefarchäologen der LWL-Archäologie für Westfalen, Prof. Dr. Michael Rind.