Der derzeitige Stand der Arbeiten wurde in einer Fotoausstellung dokumentiert, die u.a. im September 2005 auch im Auswärtigen Amt in Berlin und danach in Samarkand selbst zu sehen sein wird.
Das Grabmal der Shadi-Mulk-Aga wurde ca. um 1372 in der Gräberstadt Shah-i-Sinda gebaut. Es gehört zu den wichtigsten Einraummausoleen der Timuridenzeit. Das Reich von Timur Lenk (1336 - 1405) erstreckte sich von Delhi bis fast vor die Tore von Damaskus, vom persischen Golf bis hin zum Schwarzen Meer, Kaspischen Meer und Aral See. Die Hauptstadt des Timuridenreiches war Samarkand. Um seine Hauptstadt prachtvoll und einzigartig zu gestalten, holte er sich die besten Künstler und Handwerker aus seinem großen Reich zusammen. Mit einer hochentwickelten Handwerkstechnik schufen sie Gebäudeensembles, deren Fayence- und Fliesenbekleidungen in ihrer Farbigkeit und Ausführung beispielhaft sind. Einzigartige Keramikschnitzereien, deren unterschiedliche Ebenen verschieden glasiert wurden, entstanden. Neue Brenn- und Glasurtechniken mit sieben verschiedenen Farben entwickelten sich. Die Bauweise dieser Zeit prägten große Bögen und Kuppeln, Turmarrangements, Prunkfassaden und Scheinivane. Das Vierivansystem wurde aus Persien übernommen.
Am Rande von Samarkand, südlich des Afrasiab, zieht sich die Gräberstraße 120 m lang den Hang hinauf, deren Farbenfreude und Glanz nicht zu den üblichen Vorstellungen über Tod und Grab zu passen scheinen. Die verschiedenen Grabbauten, die sich wie Perlen auf einer Schnur in bestimmten Rhythmen entlang der gekrümmten Straße aufreihen, zeigen größte handwerkliche Kunstfertigkeit. Jeder einzelne Zugang ist inszeniert.
Das Grabmal der Shadi-Mulk-Aga gehört zu der Gruppe der vier ältesten Mausoleen dieser Anlage. Das Mausoleum der Shadi ("die Freudige"), wohl eine Nichte Timur Lenks, ist besonders reich gestaltet. Man könnte meinen, dass sie für ihn von großer Bedeutung war. Das Grabmal steht als zweiter Bau, an einer Anhöhe,leicht winklig zum Aufweg. Es wird über die stark farbig geschmückte Fassade mit ihrem von Muqarnas überdachten spitzbogigem Eingangsportal betreten. Wie die Prunkfassade der Eingangsfront, so ist auch der Innenraum vollflächig mit ornamentalen Keramikfliesen gestaltet. Vier Wände begrenzen in der unteren Ebene den quadratischen Grundriss. Farbige Bänderungen gliedern die Wandflächen, die mit reich gestalteten ornamentalen Fliesen geschmückt sind. Sie symbolisieren das Paradies, schützend umschlossen, in der Mitte der Brunnen angeordnet, als Sinnbild des ewigen Lebens in einem Garten. Muqarnas leiten das Quadrat ins Achteck über. Auch hier fassen sehr qualitätsvolle, stark farbige Keramikfliesen die Wandoberflächen. Wie eine Haut überziehen stark farbige, im Grundton blaue Fliesen die Kuppelteile, die acht schwarz/weiß gebänderte Rippen begrenzen. Die Rippen vereinen sich in der Mitte zu einem Stern. Die verschiedenen Blautöne und das Schillern der Keramikoberfläche symbolisieren das Himmelszelt. Der Raum vermittelt eine imaginäre, erhabene Stimmung.
Der Baukörper des Grabmals besteht aus schwach gebrannten Lehmziegeln. Durch unterschiedliche Setzungen des Untergrundes entstanden Risse, die sich durch das gesamte Gefüge ziehen und zu Abplatzungen der Keramikfliesen im Wand- und Kuppelbereich führten. Nach der Festigung des Untergrundes vor einigen Jahren wurde nun mit der Sanierung des Innenraumes begonnen. Es entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte bestimmte Schadensbilder, die den Totalverlust der Keramikfliesen bis hin zu Glasurabplatzungen verzeichnen und den Raumeindruck in seiner Schönheit stark beeinträchtigen. Das Ziel der Restaurierung umfasst die Sicherung des Bestandes wie auch die behutsame Ergänzung von Fehlstellen. Aufbauend auf eine umfangreiche Schadenskartierung und den daraus abgeleiteten Maßnahmeplänen wurde mit der Hauptabteilung Denkmalpflege des usbekischen Kultusministeriums und dem Institut für Bauerhaltung und Bauforschung der FH Potsdam ein gemeinsames Konzept zur Restaurierung der Wand- und Kuppeloberflächen entwickelt. Die Rekonstruktion der strukturgebenden Bänderungen sowie das Ergänzen von Fehlstellen in entsprechender Materialtechnik, Größe, Oberflächenstruktur und Farbigkeit ist die Grundlage des Sanierungskonzeptes. Im 14. Jh. entwickelte sich in Mittelasien die besonders anspruchsvolle Fliesentechnik der "Haft Rang", der Siebenfarbigkeit, die es dabei gilt wiederzuentdecken. Es werden in originaler Größe, aber mit z.T. reduziertem und vereinfachtem Dekor, Keramikelemente nachgefertigt, die die Fehlstellen ergänzen. Die Bereitstellung von "Fördermitteln zum Kulturerhalt" durch das Auswärtige Amt ermöglicht es, den Gesamteindruck des Innenraumes in seiner Komplexität mit seinen schillernden, stark farbigen Keramikoberflächen wieder herzustellen.
Quelle: FH Potsdam