Noch heute gehört das Forum Romanum zu den Höhepunkten eines Rombesuchs. Viele Besucherinnen und Besucher bewundern jedes Jahr die beeindruckende Ruinenlandschaft und erkunden das einstige Machtzentrum eines antiken Weltreichs. Allerdings verlangt das heutige Forum viel Vorstellungskraft vom Einzelnen, um sich vor Auge zu führen, welche Wirkung der Raum auf den antiken Betrachter gehabt hat. Dies gilt natürlich ebenso für die wissenschaftliche Arbeit zum Forum, weswegen es eine Vielzahl von künstlerischen und auch wissenschaftlichen Rekonstruktionen des Forums gibt.
Bei jeder Rekonstruktion – ob Zeichnung oder Modell – ergibt sich jedoch die besondere Herausforderung, dass Unklarheiten und Vermutungen nur sehr schwer kenntlich gemacht werden können, was dazu führt, dass Probleme leicht überspielt oder – schlimmer noch – nicht erkannt werden. Die Arbeitsgruppe Digitales Forum Romanum der Humboldt-Universität zu Berlin (DigiFoRo), unter Leitung von Frau Prof. Dr. Susanne Muth, versucht nun mit einem wissenschaftlichen digitalen 3D-Modell diese Probleme eben nicht zu verstecken, sondern zu thematisieren. »Es geht uns darum zu zeigen, was wir vom antiken Forum wissen – aber auch was wir nicht wissen«, erläutert Susanne Muth. »Eine weitere Herausforderung ist es dabei, die dynamische Entwicklung dieses urbanen Raumes über ein Jahrtausend hinweg erstmals nahsichtig zu visualisieren.«
Das Projekt DigiFoRo ist ein auf mehrere Jahre ausgerichtetes Forschungsprojekt das unmittelbar durch Lehrveranstaltungen in die Lehre eingebunden ist und an dem viele Studierende mitarbeiten. »Dieses Projekt bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, Studierende unmittelbar einzubeziehen und zum Forschen hinzuführen – von der Recherche, der wissenschaftlichen Auswertung der Daten bis hin zur 3D-Rekonstruktion, die den Studierenden zudem eine heutzutage in unserem Fach gern gesehene zusätzliche Qualifikation bietet, lernen Studierende hier das wissenschaftliche Arbeiten und Wissenschaft zu betreiben«, erklärt Armin Müller, Mitglied der Projektgruppe und Mitarbeiter im Rahmen des Exzellenzclusters TOPOI am Deutschen Archäologischen Institut. »Wenn die Humboldt-Universität also zukünftig der archäologischen Forschung mit einem fundierten, öffentlich zugänglichen Modell neue Ansätze für die urbanistische Erforschung des Forums und dessen Raumerlebnis bieten wird, so ist dies auch eine Leistung unserer Studierenden«, ergänzt Susanne Muth.
Das Institut für Archäologie hat für dieses Projekt aus eigenen Mitteln einen speziellen Laborraum mit entsprechender technischer Ausstattung eingerichtet. Darüber hinaus wird DigiFoRo von der Medienkommission der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Anschubfinanzierung im Rahmen des Förderprogramms 2012 Digitale Medien in Lehre und Forschung in Höhe von knapp 20.000 Euro gefördert.