Mit Elisabeth von Thüringen steht eine Frauengestalt im Mittelpunkt der Ausstellung, deren Leben und Handeln anders als es ihr Name zunächst vermuten lässt, weit über die Grenzen Thüringens hinaus wirkte und bis heute wirkt. So war die 1207 geborene Tochter des ungarischen Königs mit dem europäischen Hochadel von Ungarn über Böhmen bis nach Frankreich und Spanien verwandt. Auch Elisabeths radikale Entscheidung, mit den Normen ihres Standes zu brechen und sich stattdessen den Ärmsten und Niedrigsten zuzuwenden, fand ein europaweites Echo: von heftigem Widerspruch bis zu tiefer Bewunderung.
Elisabeth von Thüringen, deren Geburtstag sich 2007 zum 800. Mal jährt, kam im Alter von vier Jahren nach Thüringen. Bereits als Vierjährige mit dem späteren thüringischen Landgrafen Ludwig IV. verlobt, wurde sie später dessen Gemahlin und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1227 auf der Wartburg. Als sie daraufhin die Wartburg verlassen musste, gründete Elisabeth in Marburg ein Hospital und widmet sich völlig der Armen- und Krankenpflege. 1231 - mit nur 24 Jahren - starb sie. Bereits wenige Jahre später wurde Elisabeth heilig gesprochen. Die Spuren ihrer Verehrung als Heilige durchziehen ganz Europa und sind bis heute sichtbar: Klöster, Krankenhäuser und Schulen tragen ihren Namen; zahllose Legenden und bildliche Darstellungen sind überliefert.
Die Ausstellung gliedert sich in zwei große Themenbereiche. Der erste Teil gilt dem in seinen Extremen einzigartigen Lebensweg der ungarischen Königstochter. Er zeigt das Spannungsfeld, dem sich Elisabeth als eine Angehörige des europäischen Hochadels aussetzte, als sie sich nach ihrer Begegnung mit den religiösen Armutsbewegungen ihrer Zeit für ein Leben in radikaler Umsetzung der christlichen Gebote der Armut, Demut und Nächstenliebe entschied.
Der zweite Teil veranschaulicht die bis in die Gegenwart andauernde Nachwirkung, die von der 1235 Heiliggesprochenen ausging. Keine andere Heiligengestalt des hohen und späten Mittelalters hat eine so vielfältige, europaweite und bis heute lebendige Verehrung erfahren. Über die Umbrüche der Reformation hinweg blieb Elisabeth von Thüringen in der Moderne eine Integrationsfigur für Katholiken und Protestanten und ein Vorbild für mitmenschliches Handeln und soziale Verantwortung.
Elisabeth von Thüringen - Eine Europäische Heilige
3. Thüringer Landesausstellung auf der Wartburg
7.7.2007 - 19.11.2007