Mit einem feuervergoldeten Griff versehen, schien das Ausstellungsstück des LVR-LandesMuseums Bonn nicht so ganz in die frühe Periode der Menschheitsgeschichte zu passen. Mithilfe neuer Analyseverfahren konnten erstmals einzelne Herstellungsschritte genau rekonstruiert und enträtselt werden: Dabei stellte sich heraus, dass die Klinge aus der mittleren Bronzezeit (1575-1200 v.Chr.), der Griff aber wohl aus dem 20. Jahrhundert stammt.
Original und Nachbildung sind hier mit viel Aufwand und Geschick fast unmerklich zu einem neuen Gesamtwerk verschmolzen. Diese Ergebnisse bilden jetzt die Grundlage für weitere Überprüfungen bronzezeitlicher Schwerter über die Grenzen des Rheinlandes hinaus.
Warum aber wurde der gegossene Griff erst zersägt und dann in einem sehr aufwendigen Verfahren an der Klinge montiert? Des Rätsels Lösung ist wohl, dass der Griff von einer qualitätvollen Dolchnachbildung aus der Zeit des Nationalsozialismus stammt. Solche Waffen dienten damals als Lehrmittel für den Geschichtsunterricht. Für seine neue Funktion hatte man den Griff zunächst von seiner kurzen Dolchklinge sauber abgetrennt. Um nun Raum für die Aufnahme der echten Klinge zu schaffen, wurde er zersägt, dann innen ausgehöhlt und wieder fein säuberlich zusammengelötet.
Frank Willer, Experte für antike Technologien am LVR-LandesMuseum Bonn, konnte damit dank neuer Analyseverfahren und umfangreicher optischer Untersuchungen des Rätsels Lösung finden. Unterstützung gab es vom Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie in Mannheim, das schon die Himmelsscheibe von Nebra analysiert hatte. Die Schwertklinge zeigte eine typische bronzezeitliche Kupfer-Zinn-Legierung, wogegen Zinkanteile und Cadmiumkonzentrationen des Griffs auf eine moderne Gusstechnik hinwiesen.
Gemeinsam mit Experten der Bundesanstalt für Materialforschung in Berlin ist es gelungen, hoch auflösende Mikrocomputertomographien zu erstellen. Die aufschlussreichen Aufnahmen ermöglichen erstmals einen Hunderstelmillimeter genauen Einblick in das bisher verborgen gebliebene Innere.
Ursprünglich in einem Stück gegossen, hatte man den Griff zur genauen Anpassung an die Klinge in vier Teile zersägt und danach durch innen liegende Kupferstifte und Silberlötungen wieder zusammengesetzt.
Die hochwertige Verarbeitung und Nietstifte aus Gold am Knauf weisen auf eine Umarbeitung, vermutlich in den fünfziger Jahren, durch einen Goldschmied hin. Möglicherweise wurde die Arbeit im Gebiet des Niederrheins ausgeführt. Hinweise zur Fundgeschichte oder zur Umarbeitung des spannenden Stückes werden gerne entgegengenommen.