Was auf den ersten Blick als ein normaler Vorgang erscheint, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als eine äußerst schwierige Situation. Denn nicht nur die etwa 220000 Bände zählende Bibliothek und die Fotothek mit 280000 Bildern sind auf unbestimmte Zeit nicht mehr für die Wissenschaft zugänglich, insgesamt fehlen etwa 13 Millionen Euro für die Komplettsanierung. Das Problem scheint auch in bürokratischen Hürden zu liegen, wie in der Süddeutschen Zeitung vom 9.6.2008 vermutet wurde. Denn am Entscheidungsprozess sind drei deutsche Ministerien beteiligt (das Auswärtige Amt als Dienstherr, sowie das Finanz- und Bauministerium). Nach einer Lösung wird, nach Angaben im Deutschlandradio, in Zusammenarbeit mit der Zentrale des DAI in Berlin und der Bundesbaudirektion derzeit gesucht, aber bisher wurde kein konkreter Plan bekannt.
In einem offenen Brief haben Eugenio La Rocca, bis vor kurzem Superintendent aller antiken Altertümer von Rom, und 400 weitere Archäologen und Historiker weltweit gegen die Schließung protestiert, unter ihnen Professoren aus ganz Italien, Mitarbeiter der berühmten American School of Classical Studies in Athen, der Universitäten in Boston und Barcellona, in Leiden und in Frankreich. Für sie ist das bereits 1829 gegründete "Germanico" eine unverzichtbare Schnittstelle internationaler archäologischer Forschung. Es herrscht völliges Unverständnis darüber, wie eine derart bedeutende wissenschaftliche Institution so lange ohne Ausweichquartier geschlossen bleiben kann. Durften die festen Mitarbeiter des DAI bisher noch die Räume betreten, ist nun auch für sie seit einigen Wochen das Gebäude gesperrt. Eine provisorische Unterkunft für Institut und Bibliothek wurde bisher ebenfalls noch nicht zur Verfügung gestellt. Ab dem 16.6. wird ein minimaler Notdienst im Villino Amelung, dem Gästehaus, in der Via Andrea Cesalpino 1b eingerichtet. Die Arbeitsbereiche der Abteilung sind dort in dringenden Fällen von Montag bis Freitag von 9:00 - 13:00 Uhr erreichbar.
Es bleibt zu hoffen, dass dieser skandalöse Zustand schnellstens korrigiert wird. Dass es auch anders geht zeigt die Max-Planck-Gesellschaft, deren kunsthistorisches Institut in Rom, die Bibliotheca Hertziana, gerade einen Neubau spendiert bekommt und deren Bibliothek in einem Ausweichquartier weiterhin zugänglich ist.