Nur wenige Denkmäler aus römischer Zeit prägen das moderne Stadtbild Kölns. Bei Ausgrabungen in der Innenstadt stoßen die Archäologen des Römisch-Germanischen Museums der Stadt Köln jedoch an zahllosen Stellen auf Relikte antiken Lebens. Von der untergegangenen Monumentalität der Stadt berichten allerdings oft nur noch ‚Geistermauern’, denn Stein war in Köln zu allen Zeiten ein begehrter Werkstoff, der immer wieder Verwendung fand.
Der Wunsch, antike Gebäude anhand freigelegter Ruinen zu rekonstruieren, ist so alt wie die Altertumswissenschaften. Einen neuen Anlauf dazu machten mit einem gemeinsamen Forschungsprojekt vor mehr als fünf Jahren das Archäologische Institut der Universität Köln, die Köln International School of Design (KISD) der Fachhochschule Köln, das Hasso-Plattner-Institut der Universität Potsdam und das Römisch-Germanische Museum. Das Vorhaben sollte ausgewählte Bereiche des römischen Köln auf neuen Wegen rekonstruieren, visualisieren und die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Die RheinEnergie Stiftung Jugend / Beruf, Wissenschaft übernahm dankenswerter Weise die Förderung. In den vergangenen Jahren ließen die Projektpartner in enger Zusammenarbeit zahlreiche Bauten im Römischen Köln in CAD-gestützten, dreidimensionalen Modellen in ihrem städtischen Umfeld wieder auferstehen.
Seit März ist das digitale Modell des Römischen Köln in der aktuellen Sonderausstellung »Fundgeschichten. Archäologie in Nordrhein-Westfalen« des Römisch-Germanischen Museums zu sehen. Mit ihm ist es möglich, virtuell durch die komplette antike Stadt zu flanieren, die Gebäude in ihrem jeweiligen städtebaulichen Kontext zu betrachten, sich im Vorbeigehen über die Highlights zu informieren oder mit Hilfe von Panoramabildern die damalige Situation mit der heutigen zu vergleichen. Das RGM zählte bereits mehr als 135.000 Gäste, die die Landesausstellung seit ihrer Eröffnung besuchten. Colonia3D hat damit seine ‚Alltagstauglichkeit’ bewiesen und seine Feuertaufe erfolgreich bestanden.
Seit Beginn der Ausstellung erweiterten die Projektpartner fortlaufend die Visualisierung des römischen Köln. Erst vor wenigen Wochen fügten sie die Rekonstruktion des Hafentors mit Kanalauslass und Kai hinzu. Der spektakuläre Stadtmauerbefund kam bei den Ausgrabungen anlässlich des Baus der Nord-Süd-Stadtbahn zutage. Auch Besucherbefragungen haben dazu beigetragen, die unterschiedlichen Bereiche »Rekonstruktion«, »Grundlagen« und »Heutiges Köln« während der laufenden Ausstellung schrittweise auf die Wünsche der Besucher auszurichten.