: Als Ergebnis eines Forschungsprojekts des Instituts für Ur- und Frühgeschichte (Prof. Dr. Volker Pingel, Fakultät für Geschichtswissenschaft der RUB) sind ein prachtvoller Luftbildatlas und ein umfassendes Handbuch zur Luftbildarchäologie Chinas erschienen. Die Forscher werteten dafür etwa 650 Luftbilder aus mithilfe eines EDV-Verfahrens, das sie in Bochum entwickelt haben. Die VolkswagenStiftung unterstützte das Projekt für mehrere Jahre mit erheblichen Mitteln.
500 qkm unter der Lupe
Zusammen mit dem Archäologischen Institut der Provinz Shandong haben die RUB-Forscher Ende letzten Jahres den umfangreichen und großformatigen Atlas fertig gestellt. Er erfasst exemplarisch das Gebiet um die alte Hauptstadt des Qi-Staates (9. bis 3. Jahrhundert vor Christi)), heute Linzi, mit einer Fläche von ca. 500 qkm. Etwa 650 alte, teils militärische Luftbilder von 1928 bis 1938 sowie Vermessungsluftbilder von 1975 haben die Wissenschaftler zusammengetragen. Mit einem EDV-Verfahren, das an der RUB entwickelt wurde, haben sie diese Bilder bearbeitet, vereinheitlicht und angeglichen. So entstanden 150 genormte Luftbildpläne mit den dazugehörigen Kartenauswertungen.
Erstaunliche Ergebnisse
Die Auswertung der Daten brachte ein erstaunliches Ergebnis: 1938 waren noch fast 2.900 archäologische Geländeobjekte auf den Bildern sichtbar, wobei es sich neben einigen alten Stadtbefestigungen hauptsächlich um Grabhügel handelte. Auf den Fotos von 1975 sind nur noch 445 davon erkennbar. Eine Überprüfung des Geländes im Jahr 1999 ergab, dass insgesamt nur noch knapp 150 Anlagen erhalten sind. Im Verlauf der letzten 60 Jahre sind fast 95 Prozent der Monumente verschwunden. Als Ursachen sehen die Forscher Überackerung, Materialentnahme und Überbauung.
Schutz des Erbes
Alle 2.900 Fundstellen von 1938 konnten die Forscher auf ihren aktuellen Karten lokalisieren. Probeuntersuchungen haben 1999 zudem gezeigt, dass bei einem Großteil davon die unterirdisch angelegten Grabkammern und deren Ausstattungen noch erhalten sind. Der Luftbildatlas ermöglicht, jede dieser Fundstellen ganz konkret zu schützen vor weiteren Beschädigungen und eventuell wissenschaftlich zu untersuchen. Der Atlas ist somit ein Anfang, um das reichhaltige archäologische Erbe Chinas zu bewahren. Die Forscher hoffen, dass das Werk die zuständigen chinesischen Stellen animiert, möglichst viele Nachfolgeatlanten zu erstellen.
Archäologische Grundlagen gelegt
Die Voraussetzungen dazu hat das Bochumer Projekt geschaffen. Die Forscher haben modern ausgestattete Labors für Luftbildarchäologie eingerichtet, sowohl in Peking wie auch in der Provinz Shandong. Und sie haben junge chinesische Archäologen in Theorie und Praxis geschult der Luftbildarchäologie geschult - damit der erste Luftbildatlas Chinas nicht der Einzige bleibt.
Quelle: Uni Bochum (idw)