In den vergangenen 20 Jahren hat die Archäologie mit der Paläogenetik eine Nachbarwissenschaft gewonnen, die die Möglichkeiten der Analyse und Interpretation menschlicher und tierischer Skelettfunde in ganz neue Dimensionen geführt hat. Aber zugleich beobachtet man auf kaum einem anderen Feld als der Paläogenetik derart radikale Kurswechsel, die in der archäologischen Fachwelt und Öffentlichkeit auch Verwirrung und Unverständnis hinterlassen.
Zu Fragen der Humanevolution, Populationsdynamik und Domestikationsforschung hat die Paläogenetik in den vergangenen Jahre zahlreiche neue Methoden, Tatsachen und Interpretationsmodelle geliefert. Die DGUF-Tagung 2013 (9.-12. Mai in Erlangen) möchte den aktuellen Stand erfassen und die Methoden, Ergebnisse sowie deren wissenschaftliche Konsequenzen präsentieren. Gleichermaßen sollen die methodischen Diskussionen innerhalb der Paläogenetik dargestellt, wie auch die Übereinstimmungen und Unterschiede zur Archäologie herausgearbeitet werden.
Für Schlüsselvorträge von anthropologischer und paläogenetischer Seite konnten Prof. Dr. Katerina Harvati, Prof. Dr. Joachim Burger und Dr. Ruth Bollongino gewonnen werden. Eine erste Einordnung des neuen Kenntnisstandes hinsichtlich Populationsdynamik und Domestikationsforschung aus Sicht der Archäologie wird Prof. Dr. Jens Lüning präsentieren. In einem weiteren einführenden Vortrag gibt PD Dr. Frank Siegmund einen Überblick über die archäologische Diskussion zu Kulturen, Völkern und Identitätsgruppen.
Call for Papers
Neben der Vorstellung von neuen Forschungsergebnissen und Fallstudien möchte die DGUF Wissenschaftler und Forschungsprojekte, in denen Paläoanthropologen, Paläogenetiker, Archäobiologen, Bioinformatiker und Archäologen zusammenarbeiten, auch zu Vorträgen mit übergreifenden Fragestellungen anregen, wie beispielsweise:
- Können gleichläufige Resultate von Genetik und Archäologie erwartet werden?
- Lassen sich Ähnlichkeiten, Unterschiede und Veränderungen archäologischer Kulturen und Ethnien bzw. des menschliches Verhaltens mit genetischen Merkmalen korrelieren?
- Wie zuverlässig zwingen naturwissenschaftlich gewonnene Daten historische Interpretationen in bestimmte Richtungen?
- Auf welcher zeitlichen und räumlichen Ebene lassen paläogenetische Daten Hypothesen zu, die auch mit archäologischen Methoden und Daten nachvollziehbar sind?
- Welchen Grad von Verallgemeinerung erlauben die meist an kleinen Stichproben gewonnenen naturwissenschaftlichen Analysen?
Themenvorschläge für Vorträge und Posterpräsentationen können bis zum 31.12.2012 eingereicht werden. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der DGUF.