Burger statt Fisch

Die Bevölkerung der britischen Inseln änderte im Neolithikum rapide ihre Ernährungsgewohnheiten

In einer groß angelegten Studie haben Archäologen und Chemiker der Universitäten von Bristol und Cardiff die Ernährungsgewohnheiten auf den britischen Inseln von der Steinzeit bis ins Mittelalter untersucht. Die Studie zeigt, dass die Ernährung mit dem Aufkommen der Viehzucht sehr rasch und radikal auf Milch- und Fleischprodukte umgestellt wurde. Der zuvor bevorzugt verzehrte Fisch wurde erst im Mittelalter wieder ein wichtiger Bestandteil des täglichen Speiseplans.

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Neolithische Schale aus Knocknab
Frühneolithische karinierte Schale aus Knocknab, Dumfries and Galloway, Schottland. © Alison Sheridan, National Museums Scotland

Für die gestern in den Royal Proceedings B publizierte Studie wurde Material von zahlreichen britischen Fundstellen untersucht, die einen Zeitraum von 4.600 v. Chr. bis ins 14. Jahrhundert abdecken. Das Forscherteam um den Chemiker Prof. Richard Evershed von der Universität Bristol untersuchte mehr als 1.000 Kochgefäße mit einer eigens entwickelten Analysemethode, der komponentenspezifischen Kohlenstoffisotop-Analyse, mit der sich die einzelnen Fettarten voneinander unterscheiden lassen. Zudem wurde auch eine große Menge menschlicher Knochen untersucht, um nach den eindeutigen Isotopensignaturen zu fahnden, die eine auf Fisch und Meeresfrüchten basierende Ernährung im Knochenbau hinterlässt.

Das Ergebnis dieser Untersuchungen ist bemerkenswert, denn es zeigte sich ein unerwartet abrupter Wandel in den Ernährungsgewohnheiten am Übergang von der wildbeuterischen zur bäuerlichen Lebensweise. Während im Knochenmaterial der Jäger-und-Sammler-Populationen die eindeutigen Marker für eine Ernährung mit Fisch und Meeresfrüchten erwartungsgemäß entdeckt wurden, fehlen diese bei den Skeletten der frühen Ackerbaupopulationen völlig. Das gleiche Bild zeigen die untersuchten Kochgefäße: 99% der Gefäße aus dem frühesten Neolithikum zeigen keinerlei Spuren von Fisch- oder Meeresfrüchten. Die Analyse der Gefäße zeigt vielmehr, das mit dem Beginn des Neolithikums der Speiseplan klar von Milchprodukten dominiert wurde. Für die Wissenschaftler ist dies ein deutliches Indiz, dass der Ackerbau auf den britischen Inseln von erfahrenen Einwanderern getragen wurde und nicht nur als Idee »eingewandert«ist.

Doch auch die ursprünglich als Jäger & Sammler lebende Bevölkerung hat sehr rasch den neuen Speiseplan übernommen. Im Laufe des Neollithikums und der Bronzezeit spielte das Meer als Nahrungsgrundlage keine Rolle mehr, so die Ergebnisse der Studie. Erst 4.000 Jahre später, während der Eisenzeit, tauchte Fisch wieder in den Kochtöpfen auf und es dauerte noch bis zur Ankunft der Wikinger, bevor er wieder zu einem signifikanten Teil der täglichen Ernährung wurde. Über die Gründe für die abrupte Ernährungsumstellung können die Forscher allerdings vorerst nur spekulieren.

Dr. Jacqui Mulville fasste die Ergebnisse der Studie so zusammen: »Während wir uns gerne als Nation von Fischessern sehen, mit Fish and Chips als Nationalgericht, sieht es so aus als ob die frühen britischen Bauern Milch und Fleisch von Rind und Schaf bevorzugten.«

 

Infoüberschrift

Lucy J. E. Cramp, Jennifer Jones, Alison Sheridan, Jessica Smyth, Helen Whelton, Jacqui Mulville, Niall Sharples and Richard P. Evershed.
Immediate replacement of fishing with dairying by the earliest farmers of the northeast Atlantic archipelagos.
Proc. R. Soc. B 7 April 2014 vol. 281 no. 1780 20132372 (online: 12.02.2014)
doi: 10.1098/rspb.2013.2372