Die Wissenschaftler erforschen die Lebensumstände der Bevölkerung kurz vor der endgültigen Aufgabe der Siedlung gegen Ende des 10. Jahrhunderts sowie die Rolle der Stadt als Residenz von Lokalfürsten während der turbulenten Zeit ihres Untergangs.
Der Fundort liegt in der Nähe der weltbekannten, kürzlich zum Weltkulturerbe ernannten Ruinenstätte Uxmal und gehört wie diese der klassischen bis spätklassischen Kultur der Maya mit einer Besiedlungszeit von ca. 500 bis 1.000 nach Christus an. Im Mittelpunkt der aktuellen Untersuchungen stehen kleinere Gebäude mit C-förmigem Grundriss, die als sicherer Indikator für die letzten umfassenden Besiedlung in der Puuc-Region Yucatáns gewertet werden. Einen weiteren Schwerpunkt des überwiegend von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Forschungsprojektes bilden Untersuchungen zu den Lebensumständen der weniger wohlhabenden Bevölkerung. Das Archäologische Projekt Xkipché befasst sich damit als erstes Forschungsprojekt im Norden der Halbinsel Yukatán gezielt mit der bäuerlichen Bevölkerung in der Spätklassik der Mayakultur, während sich fast alle anderen archäologischen Grabungen in dieser Region vorwiegend mit der Rolle der lokalen und überregionalen Eliten auseinandersetzen.
Die deutsche Erforschung der Ruinenstätte Xkipché reicht rund einhundert Jahre zurück: Zwischen 1886 und 1893 besuchte der Forschungsreisende Teobert Maler rund einhundert große und kleine Ruinenstätten in der Puuc-Zone der Halbinsel Yukatán, die er durch Beschreibungen, Zeichnungen und Fotografien dokumentierte. Ein großer Teil dieser Ruinen blieb seither im dichten Buschwald des unübersichtlichen Hügellandes verschollen und wurde erst in den letzten Jahrzehnten wiederentdeckt. Dazu gehört auch Xkipché, das Professor Dr. Hanns J. Prem vom Institut für Altamerikanistik und Ethnologie (IAE) nach langen Nachforschungen 1989 wieder erreichen konnte. Von 1991 bis 1997 gruben Archäologen der Universität Bonn dort einen Palastkomplex aus - mit zwei Stockwerken und über 40 zum großen Teil noch gut erhaltenen Räume einer der größten der ganzen Region.
Etwa 1.000 nach Christus übernahm eine andere Bevölkerungsschicht die Führung, deren Bauten sich unter anderem an ihrer schlechten handwerklichen Qualität erkennen lassen. Schließlich wurde die Region für beinahe ein Jahrtausend verlassen. Über die Ursachen lassen sich vorläufig nur Spekulationen anstellen. Möglicherweise spielte eine Überbeanspruchung der natürlichen Ressourcen durch den traditionellen Brandrodungsanbau eine Rolle, die vermutlich mit einem längeren Zeitraum niederschlagsarmer Jahre zusammentraf. Diese wirkten sich in einem Gebiet ohne Oberflächengewässer, in dem die Bevölkerung auf die Speicherung des Niederschlages aus der Regenzeit für die trockene Zeit des Jahres angewiesen war, katastrophal aus. Aber auch gesellschaftliche Umwälzungen als Folge von lokalen Kriegen und sozialen Unruhen werden aus den Forschungsergebnissen von Xkipché immer wahrscheinlicher.
Quelle: Uni Bonn