Umso erstaunter war das Bauunternehmen, als nur wenige Zentimeter unter den Steinplatten die ersten Skelettteile zum Vorschein kamen. Sofort wurden die Arbeiten unterbrochen und die Untere Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach informiert. Gemeinsam mit dem zuständigen Bezirksarchäologen der hessenARCHÄOLOGIE, Peter Steffens, wurde kurzfristig eine Beratung aller beteiligten Partner veranlasst. Einvernehmlich beschlossen die Beteiligten, dass eine eingehende archäologische Untersuchung notwendig ist. Mit der Untersuchung der Fläche wurde die SPAU GmbH beauftragt. Auf einem ersten gemeinsamen Pressetermin wurden nun die vorläufigen Ergebnisse und Befunde der Öffentlichkeit vorgestellt.
Wir treffen hier auf diverse spannende Fragestellungen, die jahrzehntelang vernachlässigt wurden.
Peter Steffens M.A. Bezirksarchäologe
Fünfzehn Gräber konnten bislang identifiziert werden, teils lagen diese sogar ineinander. Der Vorhof der Basilika schien ein gefragter Bestattungsplatz gewesen zu sein. Noch lässt sich keine sichere Auskunft zur Datierung geben, doch die Archäologen vermuten, dass es sich um spätmittelalterliche oder frühneuzeitliche Gräber handelt. Rosenkränze oder Kreuze wurden zwar keine gefunden, doch neben Hinweisen auf Sargbestattungen konnten auch die vollständigen Steinumrandungen von Steingräbern und das in Stein bestattete Skelett einer Frau freigelegt werden. Die Abdeckungen der Steinsetzungen fehlten hingegen, sie scheinen früheren Baumaßnahmen zum Opfer gefallen zu sein. Wie viele Bestattungen noch im Untergrund des Vorplatzes ruhen, kann das Grabungsteam nicht sagen.
Wir öffnen nur, was im Rahmen von Baumaßnahmen gestört oder zerstört wird.
Anke S. Weber M.A. Grabungsleiterin der SPAU
Schon in der Vergangenheit konnten Bestattungen an Kirchen der Region Auskunft über die Geschichte der Bauwerke geben. In Seligenstadt fehlen viele dieser archäologischen Belege noch, dabei bietet die Stadt bereits seit der Römerzeit viele spannende Fragestellungen, die auf Antworten warten. Umso wichtiger sind nun die sorgfältige Bergung und Dokumentation der Gräber an der Basilika. Denn das überraschend große Fenster, welches sich in Seligenstadt auftat, erlaubt Einblicke in die Stadtgeschichte, die so bisher noch nicht möglich waren.