Für die zweite Arbeitsphase (2007-2009) wurde das Fördervolumen beträchtlich auf 2,5 Millionen Euro erhöht. Geleitet wird das Projekt von den Professoren Michael Borgolte (Humboldt-Universität zu Berlin) und Bernd Schneidmüller (Universität Heidelberg). Das mediävistische Forschungsvorhaben, das von aktuellen Problemstellungen ausgeht, wurde damit in seiner Themenwahl und seiner Arbeitsweise bestätigt.
Europa will sich im 21. Jahrhundert erstmals in seiner Geschichte eine freiwillige politische Einheit schaffen. Dabei stellen sich Fragen nach den "Identitäten" Europas sowie nach seinen Grenzen - Fragen, die dringend diskutiert und im weitgehenden Konsens geklärt werden müssen. Leitidee des Schwerpunktprogramms ist die Einsicht, dass Europa im Mittelalter nie durch eine Einheitskultur geprägt war. Daraus leitet sich die These ab, dass die Begegnung der verschiedenen europäischen Kulturen zu unaufhörlichen Prozessen der Integration und Desintegration führte.
Aus ihnen erwuchs im globalen Vergleich die besondere Dynamik der europäischen Geschichte. Das Schwerpunktprogramm beschränkt sich nicht auf die Untersuchung der Beziehungsgeschichte von Kulturen, sondern erforscht auch die Ursachen für Differenzen und die Möglichkeiten für ihre Überwindung. Damit werden die Voraussetzungen für die Chancen und Probleme europäischer Einigungsversuche deutlich.
Interdisziplinäre Ausrichtung
Zur Analyse komplexer Wechselwirkungen ist das Schwerpunktprogramm interdisziplinär angelegt und ermöglicht die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus den Fachgebieten Byzantinistik, Germanistik, Geschichte, Islamwissenschaften, Judaistik, Kunstgeschichte, Philosophie, Theologie und Turkologie. Mit seinem vergleichenden Ansatz wird das SPP traditionelle Konzentrationen auf nationale Bezugsfelder aufbrechen und Ausgleichsprozesse sowie Differenzen in europäischen Bezügen betrachten. In der ersten Arbeitsphase wurden in drei interdisziplinär zusammengesetzten Teilbereichen die Wahrnehmung von Differenz, der Kontakt und Austausch zwischen Kulturen sowie die Gewalt im Kontext der Kulturen untersucht. Ein erster Ergebnisband mit transkulturellen Studien soll im Frühjahr 2008 erscheinen.
Explizites Anliegen ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Stärkung früher Selbständigkeit junger Projektmitarbeiter. Der Interdisziplinarität entspricht die dezentrale Leitung an der Humboldt-Universität zu Berlin wie an der Universität Heidelberg. In einem deutschlandweiten Exzellenzverbund werden am Historischen Seminar der Universität Heidelberg unter Leitung der Professoren Bernd Schneidmüller und Stefan Weinfurter für die Dauer von zwei Jahren vier der insgesamt 24 Projekte bearbeitet. Dafür stellt die DFG der Universität Heidelberg Personal- und Sachmittel in Höhe von etwa 360 000 Euro zur Verfügung.