Bedeutendes Frauengrab aus dem 6. Jahrhundert wird erstmals vollständig untersucht

30 Jahre nach seiner Entdeckung erforscht Dr. Giacomo Bardelli, Archäologe am Römisch-Germanischen Zentralmuseum (RGZM), eines der reichsten Gräber in der europäischen Vorgeschichte: Die »Tomba della Regina« von Sirolo-Numana. Das Grab stammt aus dem sechsten Jahrhundert v. Chr. und wurde in der heutigen Provinz Ancona in Italien gefunden. Keine andere Bestattung im Mittelmeerraum sowie im Mitteleuropa weist eine solch üppige Ausstattung auf. Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts untersuchen Archäologen nun erstmals den kompletten Fundkomplex und wollen anhand der Beigaben antike Handelsverbindungen nachweisen.

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Luftbild des Tomba della Regina
Luftaufnahme des Areals »I Pini« von Sirolo (Prov. Ancona), mit dem großen Kreisgraben der »Tomba della Regina« zwischen zwei anderen Kreisgräben. Foto: Soprintendenza Archeologia, Belle Arti e Paesaggio der Region Marche.

Der Befund weist über 1.500 Trachtbestandteile sowie die Deponierung von zwei Wagen, einem prächtigen Trinkgeschirrsatz mit attischer Keramik und Bronzegefäßen und sogar einer griechischen Kline auf. Die bestattete »Königin« lebte sehr wahrscheinlich zwischen den mittleren Jahrzehnten und dem Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. und wurde innerhalb eines Kreisgrabens prunkhaft bestattet. Obwohl die Restaurierung aller Trachtbestandteile, beider Wagen und einiger Beigaben zwischen den 1990er und den 2000er Jahren durchgeführt wurde, blieb der Grabkomplex nach wie vor so gut wie unveröffentlicht. Jetzt soll er untersucht und ausgewertet werden.

»Besonders interessant für unsere Forschung sind die zahlreichen importierten Beigaben sowie die Umsetzung fremder Ideen und Vorbilder, die sich im Grabkomplex wiederspiegeln«, erklärt Bardelli, Projektkoordinator am RGZM. »Wir wollen herausfinden, warum gerade diese Objekte im Grab der Verstorbenen gefunden wurden, ja sogar versuchen, die Handelsrouten einzelner Objekte nachzuvollziehen. Nehmen wir zum Beispiel die griechische Kline: Ähnliche Möbelstücke wurden auch nördlich der Alpen entdeckt, wie z.B. im hallstattzeitlichen Fürstengrab vom »Grafenbühl« bei Asperg (Lkr. Ludwigsburg). Können wir für das Picenum, so wurde in der römischen Antike ein Gebiet Mittelitaliens bezeichnet, eine Art Vermittlungsrolle zwischen Griechenland und Mitteleuropa vermuten? Wir sind gespannt, welche Erkenntnisse wir gewinnen können.«

Ausstellung nach dem Abschluss des Projekts geplant

Im Juni 2018 startete das Forschungsprojekt »Die »Tomba della Regina« von Sirolo-Numana – Der herausragende Grabkomplex einer picenischen Frau des späten 6. Jahrhunderts v. Chr. als Schlüsselfund für die Vorgeschichte Europas«. Das dreijährige Projekt wird vom RGZM in Zusammenarbeit mit dem Polo Museale und der Soprintendenza Archeologia, Belle Arti e Paesaggio der Region Marche bearbeitet. Dank einer DFG-Förderung und des finanziellen Beitrags des Polo Museale der Region Marche werden alle Funde sowie der archäologische Kontext des Grabes publiziert. Darüber hinaus werden die weiteren Beigaben aus dem Grab am RGZM restauriert und konserviert, die sich noch in den Depots des Museo Archeologico Nazionale von Ancona befinden. Am Ende des Forschungsprojekts werden die Ergebnisse dieser spannenden und hochrelevanten Forschung in Form einer Sonderausstellung dem Publikum präsentiert.

Picener Fibel mit Perlen
Eiserne Fibel mit Anhänger aus Bronze und Glas- sowie Beinperlen. Aus der Grube 1 der »Tomba della Regina«. Foto: Soprintendenza Archeologia, Belle Arti e Paesaggio der Region Marche
Keramikgefäß
Oinochoe aus Impastokeramik mit figürlichen Elementen. Aus der Grube 2 der »Tomba della Regina«. Foto: Soprintendenza Archeologia, Belle Arti e Paesaggio der Region Marche