Von August bis Oktober 2016 führten Wissenschaftler unter der Leitung von Professor Peter Pfälzner von der Universität Tübingen und Dr. Hasan Qasim von der Antikendirektion Dohuk Ausgrabungen in Bassetki durch. Sie konnten damit dem Bau einer Autobahn auf dem Gebiet zuvorkommen. Die einstige Bedeutung der Siedlung lässt sich an den Grabungsfunden ablesen. Die Stadt besaß schon ab ca. 2700 vor Christus eine Mauer um die Oberstadt, die ihre Einwohner vor Eindringlingen schützte. Dort wurden in der Zeit um 1800 vor Christus große Steinbauten errichtet. Auch fanden die Wissenschaftler Fragmente von assyrischen Keilschrifttafeln aus der Zeit um 1300 vor Christus, die auf die Existenz eines Tempels für den mesopotamischen Wettergott Adad an dieser Stelle hinweisen. Außerhalb des Stadtzentrums gab es eine Unterstadt von einem Kilometer Länge. Anhand geomagnetischer Widerstandsmessungen fanden die Archäologen dort Hinweise auf ein verzweigtes Straßennetz, verschiedene Wohnviertel, herrschaftliche Häuser und ein palastartiges Gebäude aus der Bronzezeit. Ihre Toten begruben die Einwohner auf einem Gräberfeld außerhalb der Stadt. Durch eine Überlandstraße aus der Zeit um 1800 vor Christus war die Siedlung an die benachbarten Regionen Mesopotamiens und Anatoliens angebunden.
Bassetki war der Öffentlichkeit bisher nur durch die sogenannte Bassetki-Statue bekannt, welche dort 1975 durch Zufall gefunden wurde. Dabei handelt es sich um ein Bruchstück einer Bronzefigur des akkadischen Gottkönigs Naram-Sin (um 2250 vor Christus). Während des Irakkriegs wurde der Fund 2003 aus dem Nationalmuseum Bagdad geraubt, jedoch später von amerikanischen Soldaten wiederentdeckt. Bislang konnten sich die Forscher den Fundort nicht erklären. Durch die Ausgrabungen konnten die Archäologen nun die Vermutung untermauern, dass sich dort ein wichtiger Vorposten der akkadischen Kultur befunden haben dürfte.
Obwohl der Ausgrabungsort nur 45 Kilometer von Territorien, die durch den IS kontrolliert werden, entfernt liegt, konnten die archäologischen Forschungen ungestört durchgeführt werden. "Der Schutz unserer Mitarbeiter geht immer vor. Trotz der räumlichen Nähe zum IS herrscht in den kurdischen Autonomiegebieten des Irak ein großes Maß an Sicherheit und Stabilität", stellt Professor Peter Pfälzner, Direktor der Abteilung Vorderasiatische Archäologie des IANES der Universität Tübingen, fest. Das 30-köpfige internationale Forscherteam wohnte während der Ausgrabungen in der Stadt Dohuk, die sich nur 60 Kilometer nördlich von Mosul befindet.
In einem weiteren Projekt, welches dem Sonderforschungsbereich "RessourcenKulturen" (SFB 1070) zugeordnet ist, führt das Team um Pfälzner seit 2013 im gesamten Umland von Bassetki bis zur türkischen und syrischen Grenze eine archäologische Geländebegehung durch, bei der es 300 bisher unbekannte archäologische Stätten entdeckte. Die Ausgrabungen und die Geländeforschungen in der Region sollen im Sommer 2017 fortgesetzt werden. "Die Gegend um Bassetki erweist sich als eine unerwartet reiche Kulturregion, die in der Bronzezeit im Schnittpunkt von Kulturkontakten zwischen Mesopotamien, Syrien und Anatolien lag. Wir planen deshalb gemeinsam mit den kurdischen Kollegen, einen langfristigen archäologischen Forschungsschwerpunkt in der Region aufzubauen", sagt Pfälzner. Die Grabungen werden von der Fritz Thyssen Stiftung finanziert.