Bandkeramisches Dorf in Südbaden entdeckt

Erstmals im Breisgau wurden vollständige Hausgrundrisse freigelegt

Bereits vor 7500 Jahren wussten jungsteinzeitliche Siedler die fruchtbaren Böden und das günstige Klima des Kaiserstuhls zu nutzen. Spuren dieser Besiedelung werden jetzt erforscht: Im Vorfeld einer Baumaßnahme graben Archäologen des Regierungspräsidiums Freiburg am nordwestlichen Ortsrand von Bischoffingen am Kaiserstuhl (BW) auf einem knapp 1 ha großen Areal.

Nachrichten durchblättern

„Die topographische Lage war für vorgeschichtliche Siedlungen ideal: Ein leicht nach Süden abfallender Hang, ein kleiner Bach, Lößböden, der damals noch von einer Schicht fruchtbarer Schwarzerde bedeckt war. Seit über 100 Jahren findet man hier daher Reste von vorgeschichtlichen Siedlungen und Friedhöfen“, so Dr. Andreas Haasis-Berner, Archäologe des Regierungspräsidiums Freiburg. Erstmals in der 80-jährigen Geschichte der archäologischen Denkmalpflege in Südbaden ist es nun gelungen, vollständige Hausgrundrisse aus der Bandkeramischen Kultur im Breisgau freizulegen und zu untersuchen.

Bandkeramik

Die bandkeramische Epoche steht für den Prozess der Sesshaftwerdung. Im Gegensatz zur nomadischen Lebensweise der alt- und mittelsteinzeitlichen Menschen, die ihren Nahrungsbedarf durch Jagen und Sammeln zu decken suchten, bauten in Mitteleuropa die jungsteinzeitlichen Bandkeramiker ab etwa 5500 v. Chr. erstmals Getreide an. Sie errichten feste Häuser und dorfartige Siedlungen. Durch den Anbau von Getreide konnten mehr Menschen ernährt werden.

Ihren Namen erhielt diese Epoche durch die Keramik, die mit bandförmigen Mustern verziert ist.

Den Aufbau der Langhäuser kennzeichnen drei Reihen von großen Pfosten, die ein mit Riet oder Stroh gedecktes Satteldach trugen. Die Wände bestanden aus Reihen von kleineren Pfosten, Weidengeflecht mit Lehmverputz oder Spaltbohlen. Erhalten sind davon heute nur noch die in den Boden eingetieften Löcher der Pfosten, die sich anhand der kreisförmigen Verfärbung im Boden erkennen lassen . Abstände und Position der Pfostenlöcher lassen den Schluss zu, dass es sich um große, etwa 8 m breite und über 30 m lange Holzhäuser handelte. Der Lehm für den Wandverputz wurde direkt an den Längsseiten der Häuser entnommen, so bildeten sich hier Gruben, die sich heute ebenfalls noch nachweisen lassen. Neben fein verziertem Geschirr bilden vor allem kleine und große Vorratsgefäße das Gros der Funde. Ergänzt wird das Fundmaterial durch verschiedene Feuersteingeräte. Durch ihre Ausgrabungen erhoffen sich die Archäologen Aufschlüsse über die Größe und Dauer der Siedlung, die Größe der Häuser und die Nutzungsbereiche innerhalb der Häuser. Es werden auch umfangreiche naturwissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt.

Die Grabung dokumentiert allerdings auch die Folgen, die die sesshafte Siedlungsweise auf die Umwelt hatte. Die Rodung der Wälder für den Feldbau und die Siedlungen setzte Erosionsprozesse in Gang und so wurden durch abfließende Erdmassen des über der Ausgrabungsfläche aufragenden Berges die 7000 Jahre alten Siedlungsspuren überdeckt und blieben so erhalten, während sie andernorts längst der Erosion zum Opfer fielen.