Um bauphysikalischen Anforderungen gerecht zu werden sowie Elektro- und weitere Versorgungsschächte zu verlegen, wird derzeit der Boden in der Basilika von Kloster Eberbach erneuert. "Wegen der bedauerlichen Absage des Rheingau Musik Festivals konnten wir die Bodenarbeiten im vorderen Teil der Klosterkirche, der so genannten Vierung, und im südlichen Querschiff vorziehen", so Sebastian Macho, Leiter des Facility Managements der Stiftung Kloster Eberbach. Beim Abtrag der Fliesen an der Oberfläche des steinernen Belages entdeckte die unter der Fachaufsicht des Landesamtes für Denkmalpflege, hessenARCHÄOLOGIE, arbeitende archäologische Firma Reste verschiedener Mauerkonstruktionen, die weitere Untersuchungen erforderlich machen.
Zu diesem Zweck legen die Archäologen derzeit Teile der gefundenen Überreste in den baulich erforderlichen Zonen frei und fertigen gleichzeitig eine umfangreiche Dokumentation der Funde und Befunde. "Wir gehen davon aus, dass es sich hier zum einen um Teile eines 'Streifenfundaments' handelt, das aus den Anfängen der Klosterkirche stammt", so der Archäologe Frank Lorscheider. "Des Weiteren haben wir Mauerreste gefunden, die zeitlich später zu datieren sind. Möglicherweise haben die Mönche hierauf eine Art Podest für ihre Messen und liturgischen Abläufe errichtet, auf dem ein Altar gestanden haben könnte und welches sie vom Schlafsaal aus über die Nachttreppe erreichen konnten." Deutlich zu erkennen: die einstmals tiefer angelegte Bodenstruktur. "Im Laufe der Jahrhunderte wurden nicht alle Schuttreste bei Umbaumaßnahmen etc. abgetragen, sondern teilweise aufgeschüttet. So erklärt sich die zunehmende Höhe des Fußbodens." erklärt Frank Lorscheider.
Im Zuge der weiteren Arbeiten stießen die Archäologen auch auf Reste einer Grabanlage. "Eberbach war eines der zentralen, wichtigen Klöster der damaligen Zeit. Es war also klar, dass wir auf Bestattungen treffen würden. Die Fundstücke weisen darauf hin, dass es sich hier um Grabanlagen weltlicher Adliger handeln könnte, die mit kleinen, verzierten Figuren geschmückt waren.", sagt Lorscheider. Seit dem Jahr 1256 erlaubte das Kloster die Bestattung von Nichtklosterangehörigen in der Basilika und auf dem Klosterfriedhof. Der erste bekannte Nichtklosterangehörige war Graf Eberhard I. von Katzenelnbogen. Das Haus Katzenelnbogen gehörte zu den einflussreichen Förderern des Klosters und nutzte die Basilika als Familiengrablege.
Thomas Becker, zuständiger Bezirksarchäologe des Landesamtes für Denkmalpflege erläutert: "Die laufende Untersuchung bildet sicherlich den Höhepunkt der archäologischen Maßnahmen im Rahmen der Generalsanierung des Klosters. Hier liegt das Herz von Kloster Eberbach und die freigelegten Befunde und Funde zeigen, welche Bedeutung das Kloster während des Mittelalters und der frühen Neuzeit hatte. Ich bin aber auch froh, dass durch die enge Abstimmung aller Beteiligten die Relikte der Kirchengeschichte weitgehend im Boden verbleiben können, um als Archiv für zukünftige Generationen zu dienen."