Nach Abschluss der 3-monatigen archäologischen Ausgrabungen am Ortsrand von Bischoffingen zieht das Regierungspräsidium Freiburg eine positive Zwischenbilanz. So gelang es erstmals im Breisgau Hausgrundrisse der ältesten bäuerlichen Kultur Mitteleuropas, der Bandkeramik, zu dokumentieren. Verschiedene Grundrissformen repräsentieren hier unterschiedliche architektonische Lösungen. Die botanischen Untersuchungen versprechen Rückschlüsse auf den Anbau von Nutzpflanzen und zur Gestalt der Landschaft während dieser Zeit (ca. 5000 v. Chr.).
Die Auswertung der Feuersteine ermöglicht Aussagen über die Versorgung mit diesem wichtigen steinzeitlichen Werkstoff und über mögliche Bezugsquellen bzw. Austausch- und Handelssysteme. Eine Analyse des Keramikinventars deutet lokale Besonderheiten in der Töpfertechnik, insbesondere der Tonaufbereitung an.
Siedlungsspuren der Bronze- und Eisenzeit zeigen die Dynamik der Landschaftsentwicklung in diesem siedlungsgünstigen Kleinraum, die sich in Bodenabträgen (Erosion) sowie der Abschwemmung von Erdmassen vom nahen Enselberg niederschlagen.
Nachdem bereits 1903 westlich der Ausgrabungsfläche einige steinzeitliche Gräber aufgedeckt worden waren, gelang es während der letzten Arbeitstage ein weiteres Grab derselben Zeitstellung mit modernen Methoden zu untersuchen.
Nun werden in den nächsten Monaten in einer wissenschaftliche Auswertung die Funde und Befunde aufgearbeitet, das Fundmaterial inventarisiert und präpariert sowie naturwissenschaftliche Untersuchungen des Knochenmaterials und der pflanzlichen Reste eingeleitet. Am Ende steht dann ein umfangreicher Grabungsbericht; außerdem soll ein wissenschaftlicher Vorbericht in der Zeitschrift "Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg" veröffentlicht werden. Zudem ist geplant, das umliegende Gelände im Gewann "Käppele" geophysikalisch zu untersuchen, um Aufschluss über weitere im Boden liegende archäologische Strukturen zu erhalten. Darüber hinaus sollen im Herbst im Rahmen einer kleinen Nachuntersuchung außerhalb der Baufläche liegende Reste der Steinzeithäuser dokumentiert werden.
Im Regierungspräsidium ist man nicht nur wegen der Funde und der zu erwartenden Ergebnisse der wissenschaftlichen Aufarbeitung insgesamt sehr zufrieden: "Aus denkmalpflegerischer Sicht ist auf jeden Fall die vorbildliche Zusammenarbeit mit dem Bauherren hervorzuheben", zieht Dr. Andreas Haasis-Berner, Grabungsleiter des Regierungspräsidiums, die Bilanz.
Die bereits heute außer Frage stehende besondere Bedeutung der Ausgrabungsergebnisse hat das Weingut Abril zudem dazu veranlasst, die Planungen für den Neubau dahin gehend zu überarbeiten, dass die kulturhistorisch bedeutsamen Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen in das Bauvorhaben integriert werden.