Die Hünenburg bei Watenstedt im Kreis Helmstedt bildete in der Bronzezeit mit Sicherheit ein Herrschaftszentrum, was die bisher entdeckten Fragmente von Rüstungen und Waffen belegen. Für die Wissenschaftler ist die Befestigung noch durch einen weiteren Umstand von besonderem Interesse: Erstmals konnte nördlich der Alpen für eine bronzezeitliche Burganlage in Mitteleuropa eine Außensiedlung nachgewiesen werden. Das Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen führt nun dieses Jahr die Ausgrabungen in der Siedlung und am Burgtor fort und erhofft sich weitere Kenntnisse zur Herrschafts- und Siedlungsstruktur.
Die bei den Grabungen freigelegte Befestigung wurde in der Jungbronzezeit angelegt und bis in die frühe Eisenzeit genutzt. "Herausragende Funde wie das Fragment eines bronzenen Kampfschildes sind ein eindeutiges Indiz für die Anwesenheit einer Herrscher- und Kriegerelite", erläutert Grabungsleiter Dr. Immo Heske. Konnten bislang in der mindestens fünf Hektar großen Außensiedlung erst wenige Hausgrundrisse rekonstruiert werden, lässt doch die gesamte Befundlage auf eine rege Handwerkstätigkeit in diesem Areal schließen.
Das Projekt wird noch bis 2009 von der DFG gefördert und soll, flankiert von Archäobotanik bis Archäometallurgie, weitere Einblicke in das Leben in und um die Hünenburg liefern. Darüber hinaus erhoffen sich Dr. Heske und sein Team Aufschlüsse über Kontakte und Beziehungen der Siedler im Nordharz zu den angrenzenden Zentren im Norden und Südosten.
Die jungbronzezeitlichen Burganlagen besaßen wichtige markt- und machtpolitische Funktionen. Sie bildeten den Ausgangspunkt für einen weitreichenden Handel mit Rohstoffen und waren Produktionszentren hochwertiger Bronzegeräte. Für die Hünenburg, die vom 12. Jahrhundert bis etwa 550 vor Christus existierte, haben die Wissenschaftler außerdem Hinweise gefunden, dass die Anlage auch als ein kultisches Zentrum diente. Neben der Siedlungsanlage wird auch das zugehörige Gräberfeld untersucht werden.