Schon an den beiden zuvor an der Stelle stehenden Gebäuden wurden im Vorfeld Bauforschungen mit bemerkenswerten Ergebnissen durchgeführt, erinnert Dr. Jenisch. »Mindestens eines der Gebäude hatte einen doppelgeschossigen Keller, der im 12. Jahrhundert entstanden ist.« Dieser älteste nachgewiesene Baukörper werde aber durch die Baumaßnahme nicht angetastet.
Im Baufenster erwartet der Archäologe archäologische Relikte der bis in das frühe 12. Jahrhundert zurückreichenden, mittelalterlichen Bebauung. In benachbarten Grabungen beobachtete man archäologische Schichten von über 2,5 Metern Mächtigkeit. »Das heißt, dass selbst unter den Kellerböden noch Siedlungsreste und Handwerksspuren der Vorgängersiedlung der mittelalterlichen Gründungsstadt erhalten sein können«, so Jenisch.
»Obwohl die Grabung erst seit Mitte März läuft, konnten bereits interessante Siedlungsstrukturen dokumentiert werden. Im Hinterhofbereich der beiden Häuser zeichnen sich Fundamente spätmittelalterlicher Vorgängerbauten und Nebengebäude ab.« Mehrfach sei der Hof aufplaniert und gepflastert worden. Unter den Auffüllschichten sei jetzt eine spätmittelalterliche Latrine zum Vorschein gekommen.
Eindrucksvoll ist ferner die über eine Länge von rund 30 Metern erhaltene offene Wasserleitung eines »Freiburger Bächle«, das vom Dillengässle überbaut war. Dieses Stadtbachsystem wurde zwischen 1170 und 1180 angelegt. Aus dieser Zeit stammt der mit Lehm abgedichtete Unterbau der Wasserführung. Die freigelegte Sandsteinrinne wurde offenbar erst im 15./16. Jahrhundert neu angelegt.
»Bei den Arbeiten in den verbleibenden eineinhalb Monaten sind weitere spannende Erkenntnisse zur Freiburger Stadtgeschichte zu erwarten«, ist Dr. Jenisch überzeugt. Bei einem Pressetermin zum Ende der Grabung soll die Öffentlichkeit umfassend informiert werden.