Drei Grundstücke östlich vom aktuellen Fundort entfernt stießen Archäologen des LWL bereits im Sommer 2016 auf mittelalterliche und frühneuzeitliche Häuser mit diversen Fundstücken. Nun zeigt sich ihnen ein ähnlich vielversprechender Befund: Das eindrucksvollste Gebäude ist ein leicht in den Boden eingetieftes Haus mit Steinmauern von mehr als einen Meter Breite. Das Fundament erstreckt sich über eine Fläche von knapp 32 Quadratmetern.
Im Nordwesten führte eine schräge Rampe nach außen. An einer Stelle steckte noch die eiserne Angel einer Holztür. Die Archäologen untersuchten auch die Reste der vorhandenen Verfüllung des Hauses. Sie bestand in der Hauptsache aus verziegeltem Lehm, der auf einen Brand hindeutet. Im Brandschutt auf dem Boden fanden sich zahlreiche Keramikscherben, die die Zerstörung des Gebäudes in das 13. Jahrhundert datieren. Außerdem entdeckten die Archäologen eine kleine Silbermünze, deren Bestimmung durch einen Numismatiker noch aussteht.
Unter dem Brandlehm traten zwei Drainagerinnen zutage. Die erste verlief gekrümmt vom Eingangsbereich dem Gefälle des Grundstücks nach, nach Osten. Die zweite führte von einem kleinen Bruchsteinbrunnen wieder in die erste Rinne hinein. "Hinter so viel Wasserbaubemühungen innerhalb eines Gebäudes steckt möglicherweise eine gewerbliche Nutzung. Ungewöhnlich ist ein großes Steinhaus mit solch dicken Mauern in jedem Fall", erklärt Marianne Moser, Mittelalter- und Neuzeitarchäologin, die im Auftrag des LWL die Ausgrabungen durchführt.
Ganz im Westen der Ausgrabungsfläche in der Königstraße lag zudem ein mit Bruchsteinen gemauerter runder Brunnen von 70 bis 80 cm Durchmesser, mit einer Tiefe von 7,50 Meter.
An der südlichen Baustellengrenze stießen die Archäologen bereits knapp unter der Gartenerde auf ein mächtiges Tiefbauwerk: Ein über fünf Meter tiefer Keller mit senkrechten Bruchsteinwänden und einer Gewölbetonne aus Backsteinen, auf der ein quadratischer Einfüllschacht saß. Im Inneren führte ein verschütteter Gang Richtung Nordwesten. Mit Hilfe der Feuerwehr konnte ein Eingang freigelegt und zu dokumentarischen Zwecken ein 3D-Laserscan des Tiefbauwerks erstellt werden.
Überlieferungen legen nahe, dass es sich hierbei um den "Eiskeller" einer Gaststätte handelt. "Damals war es gang und gäbe, dass im Winter Eis aus nahegelegenen Teichen in Blöcke gesägt, in Kellern in der Stadt eingelagert und dann an Privathaushalte abgegeben wurde", erklärt Moser. "Zumindest in seiner letzten Ausbauphase geht dieser Keller aber nicht weiter als ins 19. Jahrhundert zurück", so Moser.
Rätsel gibt ein drittes Bauwerk auf. Am Rande eines über drei Meter tiefen Hohlraumes im Felsen fand sich der südöstliche Winkel einer Bruchsteinmauer. Eventuell könnte es sich hierbei um das Fundament des jüngsten Fachwerkhauses handeln. Da sich jedoch auch ein ehemals quadratischer Grundriss erahnen lässt, wäre eine Kloake ebenfalls denkbar.
"Abschließende Aussagen zu den einzelnen archäologischen Funden sind zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht möglich. Weitere Untersuchungsergebnisse stehen noch aus", erklärt Kim Wegener, Mittelalter- und Neuzeitarchäologie-Experte bei der LWL-Archäologie für Westfalen.