Der Winter ist für die fortschreitenden Bauarbeiten zur Umgestaltung des Paderborner Domplatzes kein Hindernis. Aktuell öffnen die Bagger die Erde für einen ca. 60 Meter langen Abwasserkanal auf dem Gelände. Dabei dringen die Schaufeln in eine Tiefe von fast drei Metern und damit in einen bislang noch völlig unberührten Bereich vor. Für die Archäologen ist das ein Glücksfall, denn sie bekommen damit einen exklusiven Einblick in mehr als 1000 Jahre bauliche und räumliche Stadtentwicklung.
Die entdeckte Mauer ist fast einen Meter breit und liegt an der Nordseite des Hellwegs, dessen Reste bereits bei früheren Ausgrabungen nördlich der Gaukirche dokumentiert wurden. Sie könnte im Zuge der letzten Friedhofserweiterung entstanden sein. Zusätzlich wurden große, flach liegende Kalksteine als Überreste einer ehemaligen Pflasterung entdeckt. Funde, die eine genaue Datierung ermöglichen, fehlen bislang noch.
Die Archäologen stießen bei ihren Ausgrabungen außerdem auf weitere Mauern, die offenbar zu älteren Wohngebäuden und einem Keller gehörten. Sogar der bogenförmige Zugang zum Keller ist noch in Teilen erhalten geblieben. Ob hier noch weitere Räume im Boden verborgen sind, werden die weiteren Ausgrabungen zeigen. Bislang haben die LWL-Fachleute jedenfalls viele Indizien für eine neuzeitliche Erweiterung des Friedhofs nach Süden. Die Gebäude, die zuvor hier standen, wurden im Rahmen der Erweiterung offenkundig abgebrochen.
Dokumentiert werden konnten zudem Hinweise auf die älteren Friedhofsanlagen auf dem Domplatz. Vorläufer des Friedhofes waren südlich des Domes schon in der Karolingerzeit entstanden. Während des Mittelalters wird die Ausdehnung des Areals noch kleiner gewesen sein als die Fläche, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgelöst wurde. Aus der neuzeitlichen Phase der Bestattungen stammt ein Kindergrab, das in einer Tiefe von 1,25 Metern verborgen lag. Bereits bei Ausgrabungen im vergangenen Jahr waren in dieser Erdschicht Gräber aus dieser Zeit entdeckt worden.
Die Ausgrabungen werden noch fortgesetzt. Der Stadtentwässerungsbetrieb der Stadt Paderborn, der die Kanalisationsarbeiten durchführt, unterstützt die Untersuchungen, damit die Arbeiten in einem Zeitraum von drei Monaten beendet werden können.