Gewandspangen, Keramik und ein Pferd
Abgesehen von vielen kleinen Gruben ehemaliger Gebäude und größeren, zuletzt zur Abfallentsorgung genutzten Gruben waren für die Fachleute vor allem drei Entdeckungen wichtig: »Besondere Beachtung verdienen zwei Drahtfibeln aus Buntmetall, die wir in unseren Siedlungen nicht häufig finden«, sagt Grabungsleiter Phillip Robinson von der Fachfirma, die die Ausgrabungen ausgeführt hat.
»Diese Stücke, quasi große Sicherheitsnadeln, mit denen Teile der Kleidung zusammengehalten wurden und die gleichzeitig als Schmuckstücke dienten, lassen sich - mit aller Vorsicht - in das erste Jahrhundert nach Christus datieren«, so der Archäologe. Somit datieren die Experten die Siedlung in die frühe Römische Kaiserzeit, sie ist damit etwas jünger als bisher gedacht.
»Die Pferdebestattung ist sicher einer Höhepunkte dieser Ausgrabung«, sagt Robinson. Dies Pferdebestattung sei völlig unerwartet zum Vorschein gekommen, denn bei den herrschenden Bodenverhältnissen sei es nicht selbstverständlich, dass sich Teile von Knochen und sogar Zähnen erhalten hätten, so der Grabungsleiter.
Einer der Zähne soll nun weiter untersucht werden, um das Alter des Pferdes genauer zu bestimmen. »Das Erdreich der Grubenverfüllung um das Pferd herum unterschied sich jedoch nicht von denen der übrigen Gruben«, teilt Robinson mit. Damit liegt es für die Fachleute nahe, dass die Pferdebestattung ebenso in das erste Jahrhundert nach Christus zu datieren ist.
Die außerdem entdeckte Keramik ist laut LWL-Archäologin Dr. Eva Cichy zu unspezifisch, als dass sie die vermutete Datierung untermauern könnte, aber Cichy hofft, dass unter den vielen Stücken doch ein paar sind, die den neuen Datierungsansatz stützen. »An der Basis einer tiefen Grube kamen ebenso überraschend verkohlte Hölzer zu Tage, ein ungewöhnlicher Befund für die Hellwegregion. Auch hier sind weitere naturwissenschaftliche Untersuchungen eingeleitet«, erklärt Cichy.
Auch bei der Autobahn Westfalen, die die Arbeiten in Auftrag gegeben hat, haben die Funde für Begeisterung gesorgt: »Uns ist bewusst, welchen hohen Wert diese Ausgrabungen für die Archäologie haben. Umso mehr freuen wir uns, dass wir dabei helfen konnten, diese wichtigen Zeugnisse der Vergangenheit zu sichern«, erklärt Melanie Nölke, Geschäftsbereichsleiterin Bau in der Autobahn-Außenstelle Bochum. Die Autobahn baut zukünftig auf dem Gelände der Fundorte den Rastplatz »Am Haarstrang-Süd« aus, wobei unter anderem 70 neue LKW-Stellplätze entstehen sollen.