Archäologische Spuren von Krieg und Gewaltherrschaft

Auf einer Tagung im Archäologischen Landesmuseum im Paulikloster in Brandenburg wurden mit Denkmalen und archäologischen Befunden aus der Zeit der Weltkriege ein Denkmalkomplex vorgestellt, der erst in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus und die Zuständigkeit der Archäologie gerückt ist.

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Tagung
Dr. Thomas Kersting führte in das Thema ein. Foto: C. Krauskopf, BLDAM

Ende Januar diesen Jahres fand im Archäologischen Landesmuseum im Paulikloster in Brandenburg an der Havel eine Tagung zum Thema "Archäologische Spuren von Krieg und Gewaltherrschaft“ statt. Rund 50 Teilnehmer von Unteren Denkmalschutzbehörden und Grabungsfirmen sowie MitarbeiterInnen des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums (BLDAM) konnten von den acht ReferentInnen ein sehr junges Tätigkeitsfeld der Archäologie kennenlernen: die Beschäftigung mit Relikten aus der jüngeren Vergangenheit.

Vielfältige Spuren der Weltkriege geraten in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus von Bau- und archäologischer Denkmalpflege. In seiner Einleitung wies Dr. Thomas Kersting vom BLDAM auf die Bedeutung der Archäologie für die Erinnerungskultur in Deutschland hin. Das im Denkmalschutzgesetz dargelegte »öffentliche Interesse« decke sich mit dem Interesse der Öffentlichkeit am Denkmalschutz. Die Bedeutung von (Boden)Denkmalen sei der Öffentlichkeit bewusst, das Interesse an Ausstellungen und an Geschichte allgemein sehr groß. Vorgestellt wurden von den Referenten Denkmale und archäologische Befunde mit besonderer Brisanz: Großflächige Ausgrabungen in Gefangenenlagern, etwa Ravensbrück oder Sachsenhausen, die der sowjetische Geheimdienst NKWD oft als »Speziallager« weiternutzte, brachten bisher unbekannte Ergebnisse zur Struktur dieser Anlagen. Das Fundmaterial lässt tiefe Einblicke in das Leben und Leiden der Gefangenen zu. Besondere Bedeutung hat der Denkmalkomplex der ehemaligen »Heeresversuchsanstalt« in Kummersdorf, wo u.a. die ersten Raketenforschungen Wernher von Brauns stattfanden. Der Erhaltungsgrade doeser Anlage übersteigt z.T. die des weithin bekannten Areals in Peenemünde.

Weitere Themen der Tagung waren Flugzeugwracks und die Frage, ob sie archäologische Denkmale sind, die Bergung von Kriegstoten sowie die neue Denkmalkategorie der »Waldlager«. Bisher völlig unbeachtet, beleuchten sie die Unterbringung von Rotarmisten am Kriegsende in den brandenburgischen Wäldern rund um Berlin. Eindrucksvolles Fundmaterial, wie Koppelschlösser der Wehrmacht, auf denen man Hakenkreuze entfernt und fünfzackige Sterne angebracht hatte, kam aus den zur Unterkunft dienenden Grubenhäusern zum Vorschein.

Die als »Facharbeitsgespräch« zur Weiterbildung von Unteren Denkmalschutzbehörden durchgeführte Tagung verdeutlichte den Teilnehmern, dass auch Hinterlassenschaften oder Relikte der »modernen Zeit« im Blickpunkt archäologischer Arbeit liegen können und entsprechend in den Genehmigungsverfahren oder den Arbeiten vor Ort Berücksichtigung finden sollten. In Kooperation mit den beiden großen Gedenkstätten-Stiftungen in Berlin und Brandenburg wird im September dieses Jahres eine gemeinsame internationale Tagung sowie einer Sonderausstellung im Archäologischen Landesmuseum Ergebnisse dieser Arbeit vorstellen.