Auf dem betroffenen Areal war entsprechend den Ergebnissen des Archäologischen Stadtkatasters mit dem Vorhandensein archäologischer Denkmalsubstanz zu rechnen, die durch die vorgesehenen Bodeneingriffe zerstört worden wäre. Bereits bei den benachbarten Arealen, die vor einigen Jahren untersucht wurden zeigten sich immer wieder mittelalterlichen Handwerksspuren. Vor allem Gewerbebetriebe die mit Feuer hantierten wurden aus Gründen des Brandschutzes vorzugsweise am Rand der Städte angesiedelt. Eine ähnliche Situation wurde in der nur zum Teil unterkellerten Fläche erwartet.
Die Besiedlung im Süden der Offenburger Altstadt setzte erst im 12. Jahrhundert mit der Herausbildung des Marktortes ein. Keller von abgegangenen Gebäuden weisen in diese Zeit. Das untersuchte Grundstück wurde im Spätmittelalter geteilt. Auf dem zur Langen Straße orientierten Teil konnte eine typische Hinterhofbebauung mit unterkellerten Nebengebäuden und eine Abfolge von mehreren Latrinen nachgewiesen werden. Die angrenzende Parzelle war im Spätmittelalter von einem Gewerbebetrieb zur Verarbeitung von Buntmetall (Bronzegießerei) geprägt. Mehrere Werkplätze und mächtige Kohle- und Schlackeschichten des 14. Jahrhunderts wurden erfasst. Später nutzte man das Areal für eine einfache Wohnbebauung. Bei der untergeordneten Bebauung der Nebenstraße ist auffallend, dass es nicht zur Ausbildung von geschlossenen Häuserzeilen kam: In den Baulücken zwischen den Häusern sind so genannte Ehgräben zur Ableitung von Wasser festgestellt worden.
Der Ortstermin mit Dr. Bertram Jenisch signalisierte bereits das bevorstehende Ende der Grabung, die im Juni begann und nach rund 2 ½ Monaten Ende diesen Monats abgeschlossen wird. „Unserem Grabungsteam ist es unter Leitung des Archäologen Matthias Reinau gelungen, kurz vor Baubeginn aus Sicht der Mittelalterarchäologie äußerst interessante Befunde zu sichern, die sonst unwiederbringlich verloren gegangen wären“, so Bertram Jenisch, der sehr dankbar ist für die gute Zusammenarbeit mit dem Bauträger und der Stadt.