Die Straße verband die Städte Straßburg und Rottweil. Am Brandsteig ist der Aufstieg aus dem Kinzigtal geschafft. "Eine dort liegende Quelle mit hoher Schüttung gab wahrscheinlich den Ausschlag, eine Straßenstation für den Pferdewechsel und vielleicht auch die Kontrolle des Verkehrs anzulegen" so Dr. Ute Seidel, Archäologin im Regierungspräsidium Freiburg.
Der Ort trägt auch den Namen "Schänzle", der auf eine in der Barockzeit hier angelegte Schanzanlage zurückgehen soll. Von ihr sind keine Spuren mehr erkennbar. Auch von der ehemaligen Wallfahrtskapelle "Zum Heiligen Kreuz", die auf den römischen Mauerresten stand, ist heute nichts mehr zu sehen. "Von der römischen Straßenstation sind nur zwei originale römische Säulen an einer Informationstafel zusammen mit der künstlerisch nachempfundenen Kopie eines im Jahr 1983 bereits auf Gemarkung Schenkenzell gefundenen Merkurreliefs zu besichtigen", erläutert Seidel. Die Fundstelle sei in ihrer Art einzigartig und eine der ganz seltenen Straßenstationen aus der Römerzeit in Baden-Württemberg. Auch die Geschichte ihrer Erforschung sei bemerkenswert und ein Stück Heimatgeschichte für Rötenberg und Umgebung.
Behauene Steine, insbesondere Säulenfragmente finden sich noch heute als sogenannte Spolien in Häusern von Rötenberg verbaut. Auch die Säulen im Garten zwischen Kirche und Gemeindehaus sind römische Originale. Es dürfte sich um fünf der sechs Säulen handeln, die im Jahre 1822 gefunden wurden, als eine Feldmauer für Straßenreparaturen abgehoben wurde. Weitere Säulenfragmente vom Brandsteig gelangten ins heutige Landesmuseum Württemberg in Stuttgart und in das heutige Dominikanermuseum in Rottweil.
Erste römische Mauerreste wurden bereits 1770 aktenkundig. Folgt man einem Schreiben, das Pfarrer Köhler aus Oberndorf 1840 verfasste, werde deutlich, wie viel an Funden, Inschriftensteinen, Säulen und Münzen aus der Straßenstation am Brandsteig im Lauf der Jahrzehnte durch Veräußerung oder unsachgemäße Behandlung verloren gegangen sei, so die Archäologin. So wurden Inschriftensteine in Ziegelöfen verbaut und zerstört. Auch ein um das Jahr 1825 an der Quelle gefundener Altar, der 90 - 96 n. Chr. der Lokalgöttin Abnoba geweiht wurde, ging 1944 im Krieg verloren.
1841 wurde in Oberndorf ein "Brandsteiger Alterthumsverein" ins Leben gerufen. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten u. a. der Salinenverwalter Hauptmann von Alberti von Rottweil und der Gründer des "Schwarzwälder Boten", Wilhelm Brandecker. Der Verein machte "es sich zur Aufgabe, den als claßisch erkannten Boden auf dem sog. Brandsteig bey Röthenberg zu untersuchen". In den Jahren 1841 und 1842 wurden unter der Leitung von Pfarrer Schmid von Rötenberg die Grundrisse zweier Gebäude freigelegt. Originale Dokumente zu diesem Verein übergab der Ehrenamtliche Beauftragte Alfred Danner aus Oberndorf jüngst der Denkmalpflege in Freiburg.
"Die genaue Anzahl und Lage der Gebäude am Brandsteig ist trotz kleiner Grabungen im 19. und 20. Jahrhundert bis heute unbekannt. Im Zug der Neuinventarisation der Archäologischen Denkmale im Kreis Rottweil durch die Denkmalpflege im Regierungspräsidium Freiburg soll dieser Mangel nun behoben werden", berichtet Dr. Seidel zum weiteren Vorgehen. Eine Ausgrabung komme nicht infrage, da die Fundstelle durch die wenig intensive landwirtschaftliche bzw. forstliche Nutzung derzeit gut geschützt sei. "Die Denkmalpflege in Freiburg hat daher einen Spezialisten vom Landesamt für Denkmalpflege in Stuttgart angefordert, um mit Hilfe von zerstörungsfreien geophysikalischen Messungen den Boden nach baulichen Strukturen abzusuchen. Auf der Grundlage dieser Messdaten kann dann ein Plan der Straßenstation erstellt und ihre Ausdehnung ermittelt werden."