Archäologen haben unter der Fachaufsicht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) die Überreste mehrerer Höfe freigelegt. Von den hölzernen Häusern zeugen heute nur noch Pfostenlöcher und Gruben. "Anhand der Lage der Pfostenlöcher können wir mehrere Gebäudegrundrisse von Wohn-, Wirtschafts- und Speicherbauten rekonstruieren", so die Grabungsleiterin Jana Woyzek. "Es handelt sich um eine für die Eisenzeit in dieser Region recht typische Ansiedlung aus verschiedenen Einzelhöfen."
Auffällig ist, dass sich mehrere Gebäudegrundrisse überschneiden. Offenbar haben die Menschen damals ihre baufällig gewordenen Häuser abgerissen und an gleicher Stelle neu errichtet. Die Wissenschaftler schlussfolgern daraus, dass der Ort über mehrere Generationen hinweg besiedelt war
Im Umfeld der Gebäude und am Rand der Siedlung befinden sich mehrere ineinander verschachtelte Gruben. Aus den meisten dieser Gruben wurde Lehm für den Hausbau entnommen. Die Außenwände der Häuser bestanden aus Flechtwerk, das zur Abdichtung mit Lehm bestrichen wurde. In den Gruben entdeckten die Archäologen Scherben verschiedener Keramikgefäße, u.a. Vorratsbehälter. Anhand der Scherben können sie die Häuser in die frühe Eisenzeit datieren, etwa in die Zeit um 600 v. Chr.
Für die Wissenschaftler ist besonders der Rest einer sog. kegelstumpfförmigen Grube interessant: Die Grube wurde bis in das anstehende Gestein eingegraben und diente vermutlich als Getreidespeicher. Kleine Löcher im Felsboden sind Hinweise auf eine Innenkonstruktion. Diese Entdeckung ist deswegen wichtig, weil sich solche Konstruktionen nur selten dokumentieren lassen. Die Grube ist nur noch 30 Zentimeter tief erhalten. Ursprünglich war sie deutlich tiefer.
Wie in Bad Sassendorf stellen die Archäologen an vielen Orten fest, dass seit der Eisenzeit Wind, Wasser und Ackerbau den Boden um einen Meter und mehr abgetragen haben. Über dem Fels liegt daher heute nur noch eine wenige Dezimeter mächtige Bodenschicht aus Lösslehm. Die Grabung zeigt jedoch, dass auch solche dünnen Schichten umfangreiche Spuren von frühen Siedlungen beinhalten können. "Das war für uns bisher nirgends so eindeutig nachweisbar wie jetzt im Lohner Klei" so Prof. Michael Baales, LWL-Archäologe und Leiter der Außenstelle Olpe.
Nördlich des bereits bestehenden Gewerbegebietes "Lohner Klei Süd" plant die Gemeinde Bad Sassendorf eine Erweiterung der Gewerbefläche. Da im Umfeld mehrere archäologische Fundflächen bekannt sind, vereinbarte die Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen mit der Gemeinde bereits für den Oktober 2017 eine archäologische Voruntersuchung. Die beauftragte archäologische Fachfirma konnte in zwei Probegrabungen umfangreiche Siedlungsspuren aus der Zeit vor Christi Geburt freilegen. Daher wurde vor der Nutzung des Geländes als Gewerbefläche eine vollständige archäologische Untersuchung notwendig, die in Kürze abgeschlossen werden kann.