Die Wiege der Menschheit stand in Afrika. Hier hat der moderne Mensch seine evolutionären Wurzeln, hier begann seine kulturelle Entwicklung und von hier aus besiedelten Menschen einst die ganze Erde. Viele Jahrtausende später – in der Antike – war der schwarze Kontinent dann das Ziel zahlreicher Einwanderer. „Bereits im frühen ersten Jahrtausend vor Christus war das Horn von Afrika ein Schmelztiegel der Kulturen“ sagt Prof. Dr. Norbert Nebes von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Das mache das Hochland von Äthiopien zu einer der kulturgeschichtlich interessantesten Regionen im Nordosten Afrikas. „Auswanderer aus dem Reich der Sabäer z. B., die über den Bab al-Mandab nach Afrika kamen, brachten nicht nur ihre Schrift, Sprache und Religion, sondern auch ihre gesellschaftlichen Institutionen mit“, erläutert der Lehrstuhlinhaber für Semitische Philologie und Islamwissenschaft.
Diesem intensiven Kulturaustausch zwischen Südarabien und dem Nordosten Afrikas kann sich Prof. Nebes in seiner Forschungsarbeit jetzt verstärkt zuwenden: Die Friedrich-Schiller-Universität Jena und die Universität von Mekelle, der Hauptstadt des äthiopischen Bundesstaates Tigray, haben eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Die Rektoren Prof. Dr. Klaus Dicke (Jena) und Prof. Dr. Mitiku Haile (Mekelle) unterzeichneten ein „Memorandum of Understanding“, in dem sich beide Hochschulen bereit erklären, im Bereich von Forschung und Lehre zu kooperieren. „Unser Ziel ist es, den Austausch mit den äthiopischen Kollegen auszubauen. Vor allem sollen Nachwuchsforscher beider Seiten die jeweils andere Universität besuchen können“, sagt Prof. Nebes. Die Mekelle University ist im Jahr 2000 gegründet worden. An ihren sieben Colleges gibt es derzeit über 20.000 Studierende.
Neben dem wissenschaftlichen Austausch sei geplant, exzellenten äthiopischen Studierenden und Graduierten im Rahmen von Stipendien des DAAD kurze Forschungsaufenthalte an der Uni Jena zu ermöglichen, kündigt Prof. Nebes an. Mit seinem ethnohistorischen Fachkollegen Dr. Wolbert Smidt von der Mekelle University verbindet den Jenaer Wissenschaftler bereits seit 2008 eine enge Zusammenarbeit.
Darüber hinaus beteiligen sich die Jenaer Orientalisten an zwei Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) an antiken Stätten im Hochland von Tigray: In der Nähe des Ortes Wuqro wird beispielsweise ein Tempel des sabäischen Hauptgottes Almaqah ausgegraben, der mit einer aufwendigen Altarkonstruktion und einer monumentalen Widmungsinschrift versehen ist.
Neben der nun beschlossenen Zusammenarbeit mit der Mekelle University unterhält die Friedrich-Schiller-Universität bereits eine Kooperation mit der Medizinischen Fakultät der Universtät Addis Abeba.