"Überraschungsfunde wie die Schuhsohle aus Oberstimm verdeutlichen immer wieder, dass auch nach Abschluss archäologischer Grabungen wertvolle Informationen gesammelt werden. Das unterstreicht die unschätzbare Arbeit unserer Restauratorinnen und Restauratoren", sagt Mathias Pfeil, Generalkonservator am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD). Erst die Röntgenuntersuchung in den Restaurierungswerkstätten zeigte, dass es sich um Reste einer römischen Sandale handelt.
Die Funde, darunter typische römische Keramik wie Terra sigillata, Speiseabfälle, Werkzeuge und Trachtbestandteile, wurden nach den Ausgrabungen im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege untersucht und versorgt, um sie vor weiterem Verfall zu schützen. In einem gebogenen und stark korrodierten Fundstück aus Metall, wurden zunächst die Überreste einer Sichel vermutet. Nun stellte sich bei den Röntgenaufnahmen in den Werkstätten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege heraus, dass es sich um Teile einer genagelten Schuhsohle handelt. Getragen wurde der Schuh vermutlich von einer erwachsenen Person. Die eisernen Nägel dienten zur Verstärkung und Fixierung der Ledersohle. Wie moderne "Stollen" verliehen sie dem Schuh Stabilität und Trittfestigkeit beim Laufen durch unwegsames Gelände.
"Sogenannte Caligae wurden in der römischen Kaiserzeit hauptsächlich von römischen Soldaten getragen. Der Fund verdeutlicht, dass die Praktiken, Lebensweisen und eben auch die Kleidung, die die Römer nach Bayern mitbrachten, von den Menschen vor Ort übernommen wurden", sagt Amira Adaileh, Referentin am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.
Einzelne Schuhnägel finden sich sehr häufig auf römischen Fundstellen – im Verbund mit Resten der ledernen Sohle erhalten sie sich aber nur unter speziellen Voraussetzungen. So stammt die Oberstimmer Sohle etwa aus einem Brunnen. Vergleichbare Funde sind deshalb in Bayern bislang nur aus einer Handvoll Fundstellen bekannt und geben wertvolle Einblicke in die römische Alltagskultur und Handwerkskunst.