Inschriften erzählen von Kultur des vorislamischen Arabien
»Das Sabäische ist der wichtigste Dialekt des alten Südarabien, weil er über einen so langen Zeitraum gesprochen wurde und mit circa 6.000 bekannten Inschriften gut dokumentiert ist«, erklärt Prof. Dr. Norbert Nebes, der die Forschungsgruppe leitet. Die altsüdarabische Kultur stelle das Bindeglied zwischen Altem Orient und Islam dar und sei in ihrer Blütezeit im frühen ersten Jahrtausend v. Chr. bis nach Äthiopien vorgedrungen. An der Beschäftigung mit dem Sabäischen fasziniert Nebes besonders, dass die zumeist in Stein und Bronze gehauenen Inschriften nicht nur die Sprache an sich vermitteln, sondern zugleich Einblicke in die komplexe Gesellschaft des vorislamischen Arabiens ermöglichen. Beispielsweise halten die Texte die Verordnungen und Erlasse der Gottheiten und Herrscher fest oder berichten von Kriegszügen gegen die südarabischen Nachbarn.
Dem Wörterbuch des Sabäischen können Interessierte solche Informationen zu Kultur und Gesellschaft entnehmen. Denn als Belegwörterbuch leitet es die Nutzer über die Suchfunktion nicht nur unmittelbar zur deutschen Übersetzung des Stichwortes weiter, sondern bietet vollständig übersetzte Inschriftentexte mit Belegen an. Auf diese Weise erschließt sich zugleich der kulturelle Kontext eines Wortes. Eine weitere Besonderheit des Wörterbuches ist die Bearbeitung der Einträge, von denen bislang über 2.350 erfasst sind. Anders als bei herkömmlichen Wörterbüchern erfolgt sie nicht von A bis Z. Stattdessen werden nacheinander alle Texte einer Gattung – etwa der Widmungs-, Bau-, oder Gedenkinschrift – übersetzt und online gestellt.
Bereits hunderte Zugriffe im Monat
Damit Übersetzungen in solchem Umfang geleistet werden können, unterstützen die Orientalistinnen Dr. Anne Multhoff und Mariam Kilargiani Prof. Nebes bei der Arbeit. Außerdem ist Heiko Werwick Teil des Teams. Als Informatiker pflegt er die Website des Wörterbuches, die im September 2016 online gegangen ist und bereits 300 bis 400 externe Zugriffe im Monat verzeichnet. »Das Wörterbuch dient nicht nur der Orientalistik, sondern ist auch für die Altertumswissenschaften und die Theologie nützlich«, erklärt sich Norbert Nebes den Erfolg. Mit der weiteren Finanzierung erhalten er und sein Team die Möglichkeit, diesen Nutzen noch auszubauen. Dazu soll bis zum Jahr 2021 ein Großteil der verbliebenen Inschriften übersetzt werden.