Unterhalb der markanten Burg Ortenberg wurden Fundamente und Pfostenspuren von spätmittelalterlichen Wohn- und Wirtschaftsbauten freigelegt. Die Gebäude eines Dreiseitgehöfts an der ehemaligen Überlandstraße gruppieren sich um einen Hof. Bei dem an der Hauptstraße gelegenen großen Hauptgebäude handelt es sich offenbar um ein aus Urkunden belegtes Kanzleigebäude aus dem 16./17. Jahrhundert. Es war unterkellert und ersetzte wohl ein älteres, spätmittelalterliches Gebäude. Um den Hof gruppieren sich weitere, nicht unterkellerte Nebengebäude sowie ein Brunnen und eine Latrine. Das zum Burgberg leicht ansteigende übrige Gelände war unbebaut. Baumsetzgruben und das Fehlen von Bebauungsstrukturen weisen darauf hin, dass das Gelände landwirtschaftlich genutzt wurde. Vermutlich befand sich hier eine Streuobstwiese. Die erstaunlich große Parzelle wurde nachweislich schriftlicher Quellen später geteilt.
Bruchstücke von Keramik und Glasgefäßen weisen darauf hin, dass der Hof wohl im 15. Jahrhundert entstand und dann im 17. Jahrhundert ausgebaut wurde.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass es sich bei diesem Sitz der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ortsherrschaft um einen landwirtschaftlichen Betrieb handelte, der aber – wie auch in schriftlichen Überlieferungen belegt – auch zur Verwaltung und Ablieferung von Abgaben diente. »Der Kanzleihof in Ortenberg ist ein seltener Beleg eines Verwaltungssitzes einer mittelalterlichen Grundherrschaft im ländlichen Raum«, sagte Bertram Jenisch, der zuständige Gebietsreferent des LAD, im Rahmen der Veranstaltung.