Seit Umberto Ecos Roman »Der Name der Rose« ist bekannt, dass das Lachen im Mittelalter eine heikle, ja eine »brandgefährliche« Sache sein kann. Tatsächlich galt heftiges, maßloses oder – das vor allem den Frauen zugeschriebene – törichte Lachen in den monastischen Kreisen des Früh- und Hochmittelalters als verwerflich und wurde oft mit einem höllischen Gelächter gleichgesetzt. Mit der Wiederentdeckung verschiedener Schriften des griechischen Philosophen Aristoteles, der das Lachen als das Wesensmerkmal des Menschen beschrieb, setzte sich im 13. Jahrhundert allmählich eine positivere Beurteilung des Lachens durch, bevor die Passionsfrömmigkeit des Spätmittelalters das Weinen ungleich höher bewerten und das Lachen erneut verurteilen wird.
Das mittelalterliche Lachen war noch nie das Thema einer eigenen Ausstellung. Ausgehend von dem herzhaft lachenden Knaben aus dem Zug der Seligen, der um 1239 vom sog. »Naumburger Meister« gearbeitet wurde, sowie dem lachenden Christusknaben der sog. Fuststraßen-Madonna (um 1250), präsentiert das Mainzer Dommuseum Werke der Skulptur, der Schatzkunst sowie der Buchmalerei und der frühen Druckkunst, die optisch opulent die hochdifferenzierte mittelalterliche Welt des Lachens vorstellen.
Umfassend kommen dabei die mittelalterlichen Autoren selbst zu Wort, die immer wieder diskutierten: hat Christus gelacht, hat Maria gelächelt? Lachen Heilige und wie drückt sich die Freude der Seligen im Paradies aus? Darf ein mittelalterlicher König lachen und bei welcher Gelegenheit ertönt das höllische Gelächter? Worüber darf der Mensch des Mittelalters überhaupt lachen? Diesen Fragen geht die Ausstellung nach, bevor am Ende der Präsentation ein lachender Narr und das Lächeln der Verliebten den Weg in das Lachen der modernen Zeiten weisen.
INFO
Seliges Lächeln und höllisches Gelächter
Das Lachen in Kunst und Kultur des Mittelalters
27. April bis 16. September 2012
Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz
Domstraße 3
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 17.00 Uhr