Ältestes Salzbergwerk der Welt in Aserbaidschan nachgewiesen

Bereits im fünften vorchristlichen Jahrtausend wurde im Tal des Aras im Süden Aserbaidschans Salzbergbau betrieben. Die Duzdagi Salzmine ist damit das bisher älteste bekannte Steinsalzbergwerk der Welt, teilten französische und aserbaidschanische Archäologen mit.

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Eingang des modernen Salzbergwerks von Duzdagi. Foto © Séverine Sanz, CNRS

Die Forscher waren bei Ausgrabungen im Umfeld des noch heute in Betrieb befindlichen Salzbergwerks auf zahlreiche Werkzeuge und Keramikscherben gestoßen, von denen die ältesten in die zweite Hälfte des 5. Jahrtausends v.Chr. zu datieren sind. Wie sich bei der Untersuchung der Artefakte zeigte, stammen diese nicht nur aus der näheren Umgebung sondern wurden auch aus weiterer Entfernung dorthin transportiert. Offenbar wurde das Salz also nicht nur zur Versorgung der lokalen Bevölkerung gewonnen, sondern war auch zum Handel bestimmt. Die Wissenschaftler um die Catherine Marro vom Pariser Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) wollen nun die Handelswege genauer erforschen.

Die französischen Wissenschaftler arbeiten bereits seit etwa 10 Jahren im Aras-Becken im Grenzgebiet zwischen der Türkei, Iran und Aserbeidschan. Im Fokus der Forscher lag dabei insbesondere das noch heute in Betrieb befindliche Salzbergwerk von Duzdagi, das unweit der mittelalterlichen Seidenstraße zwischen Tabriz (im Nordwesten Irans) und Konstantinopel liegt. Bereits 1970 waren hier in einem eingestürzten Stollen die Überreste von Bergleuten mitsamt ihrer Werkzeuge gefunden, die aus dem zweiten Jahrtausend v. Chr. stammen.

Im Jahr 2008 begann dann ein französisch-aserbaidschanisches Team unter der Leitung von Marro und ihrem Kollegen Veli Baxsaliyev mit der systematischen Untersuchung der Duzdagi-Mine. Dabei kamen neben den Funden aus der zweiten Hälfte des fünften Jahrtausends v.Chr. auch eine große Anzahl von Steinhämmern und Keramikscherben der frühbronzezeitlichen Kuro-Araxes-Kultur ans Tageslicht. Aus der geographischen und zeitlichen Verteilung dieser Funde schließen die Wissenschaftler auf einen überraschend intensiven Abbau von Steinsalz im vierten Jahrtausend v.Chr. - zu einer Zeit also, in der diese vorgeschichtlichen Gesellschaften grundlegende ökonomische und technologische Umbrüche im Zusammenhang mit der Entwicklung der Kupfermetallurgie erlebten.

Die große Menge an Steinsalz, die in jener Epoche gewonnen wurde, ging weit über den Bedarf der lokalen Bevölkerung hinaus. Es ist daher davon auszugehen, dass das wertvolle Mineral auch über größere Entfernungen hinweg verhandelt wurde. Die Wissenschaftler um Marro gehen zudem davon aus, dass die Salzlagerstätte nicht allen im Araxes-Tal ansässigen Gruppen zugänglich war. Die Salzgewinnung scheint vielmehr das Vorrecht einiger weniger Gruppen gewesen zu sein.

Die bisherigen Entdeckungen wirft außer der Frage nach den Handelsbeziehungen eine Reihe weiterer Fragen auf, etwa nach der Organisationsform der Gesellschaft, der die Bergleute des 4. Jahrtausends angehörten oder nach den politischen und ökonomischen Beziehung der aufgefundenen Siedlungen, Werkplätze und Bergwerke.

Einen Teil der Fragen wollen die Wissenschaftler durch die Ausgrabung weiterer eingestürzter alter Stollen klären, die sie in der Salzlagerstätte fanden, die sich über mehr als sechs Quadratkilometer erstreckt.

 

Publikation

C. Marro, V. Bakhshaliyev and S. Sanz, Archaeological investigations on the salt mine of Duzdagi (Nakhchivan, Azerbaïdjan). TÜRKİYE BİLİMLER AKADEMİSİ ARKEOLOJİ DERGİSİ (TÜBA-AR). Bd. 13, 2010

Frühbronzezeitliches Gezähe (Steinschlegel). Foto © Séverine Sanz, CNRS
Luftbild der Mundlöcher der prähistorischen Salzbergwerke. Foto © Catherine Marro, CNRS