Bisher ist nicht viel über Herkunft, Kultur- und Ereignisgeschichte der Hyksos in Ägypten bekannt. Sie regierten zwischen 1640 und 1530 v. Chr. von ihrer Hauptstadt Auaris im östlichen Nildelta aus Ägypten, bis die Pharaonen der 17./18. Dynastie die Hyksos besiegten und die Hauptstadt eroberten.
Univ.-Prof. Dr. Manfred Bietak, Vorstand des Instituts für Ägyptologie der Universität Wien und Gründer des Österreichischen Archäologischen Instituts in Kairo, arbeitet gemeinsam mit Dr. Irene Forstner-Müller und einem großen Team seit 2005 an der Freilegung dieses vorderasiatischen Herrschersitzes der Hyksos.
Bei den diesjährigen Untersuchungen konnte ein weitreichendes Areal der ca. 10.000 Quadratmeter großen Palastanlage freigelegt werden. Zur Überraschung der ForscherInnen entspricht der Palast nicht dem Plan eines ägyptischen Palastes, sondern reiht sich architektonisch unter die Königspaläste aus Syrien ein - dem Ursprungsland der Hyksos.
Im Zuge der Freilegung des Hyksos-Palastes machten die ForscherInnen Sensationsfunde: In der Füllung des Palastbrunnens der mittleren bis späten Hyksoszeit fanden sie das Fragment einer babylonischen Keilschrifttafel aus den letzten Dezennien des Altbabylonischen Reiches (1600 - 1550 v. Chr.). "Es handelt sich dabei um das bisher älteste Keilschriftdokument in Ägypten und belegt die unerwartet weit reichenden diplomatischen Beziehungen der Dynastie der Hyksos", erklärt Manfred Bietak. Der Fund ist die "Krönung" für den soeben sehr positiv vom FWF evaluierten und von Manfred Bietak geleiteten Spezialforschungsbereich "SCIEM 2000", der die Synchronisierung der Hochkulturen zum Thema hat.
Eine weitere Überraschung war der Fund einer im Palast bestatteten Pferdestute, möglicherweise das Lieblingstier des Hyksos Chayan. Dabei handelt es sich um die bisher älteste entdeckte Pferdebestattung in Ägypten.