Der Kamm mit der neu entdeckten Inschrift wurde aus Hirschgeweih geschnitzt. In zahlreiche Einzelteile zerbrochen lag er in einem Opferschacht. Er ist beinahe vollständig erhalten und trägt in Runen, dem germanischen Alphabet, die Inschrift "Kaba". Zu lesen sind diese Buchstaben als "Kamba", zu Deutsch "Kamm". Der Nachweis der maskulinen Endung -a in dieser frühen Zeit ist sprachgeschichtlich eine Sensation: Sie bildet ein bisher fehlendes und lang erhofftes Bindeglied in der Entwicklung vom Urgermanischen zur westgermanischen Sprachenfamilie, aus der später das Deutsche, Niederländische, Friesische und zu Teilen auch das Englische entstanden sind.
Aus Thüringen waren bisher nur vier Objekte mit Runen bekannt, die aus zwei Gräbern im Weimarer Bahnhofsviertel stammen und erst im 6. Jh. hergestellt wurden. Außerhalb von Skandinavien fand man nur zwei weitere Objekte mit Runen aus der vorangehenden Epoche, nämlich in der Märkischen Schweiz östlich von Berlin und in der westlichen Ukraine. Aus Mitteldeutschland fehlten sie bisher – ein Indiz, das gegen eine weit verbreitete aktive Kenntnis der Runenschrift spricht. Die jetzt entdeckte, sehr weit südlich gefundene Inschrift steht den ältesten Belegen zeitlich nahe. Damit ist es nun deutlich wahrscheinlicher geworden, dass auch im westgermanischen Sprachgebiet und damit vielleicht auch in Mitteldeutschland einzelne herausragende Personen eigenständig mit Runenschrift umgegangen sind.
Während der Ausgrabungen bei Frienstedt wurden Teile einer Siedlung mit vornehmen Gräbern und einem vermutlichen Kultplatz untersucht, die vom 1. bis zum 5. Jh. n. Chr. existierte. Bekannt geworden ist der Fundplatz vor allem durch große Mengen römischer Bronzeobjekte, die etwa 200 km von der römischen Reichsgrenze entfernt, also tief im "barbarischen" Gebiet, von germanischen Bronzeschmieden gesammelt und recycelt wurden. Überregionale Kontakte bestanden jedoch nicht nur zum Römischen Reich, sondern auch in den nordgermanischen Raum Skandinaviens, wie eine seltene Fibel aus Gotland oder Südschweden belegt.
Die interdisziplinäre Auswertung des Fundplatzes Frienstedt unter Leitung des Archäologen Christoph G. Schmidt M.A., ist ein von der Fritz-Thyssen-Stiftung für Wissenschaftsförderung finanziertes Gemeinschaftsprojekt des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) und des bei der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen angesiedelten Zentrums für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA).
Der Fund ist noch bis zum 19. April 2012 im Foyer des Museums für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in einer kleinen Sonderschau zu sehen.