Älter als die Großsteingräber: Steinzeitliches Kupfer in Mecklenburg-Vorpommern
1998 beim Bau der Autobahn 20 gefunden, erwies sich der Hortfund von Neuenkirchen, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, bald als Schlüsselfund für die Archäologie Mecklenburg-Vorpommerns. Durch ihn wird schlaglichtartig sichtbar, dass der Zustrom kupferner Gegenstände im 4. Jahrtausend v. Chr. auch das Gebiet an der südlichen Ostseeküste mit Macht erreichte. Dahinter stand nicht nur ein ökonomisches Gefüge, das weite Teile Europas umfasste, sondern ein mindestens ebenso starkes und weitreichendes Netzwerk kultureller Interaktion. Der Hortfund von Neuenkirchen folgt in seiner Zusammensetzung und in der Art seiner Deponierung nämlich einem Muster, das sich vom alpinen Raum bis nach Skandinavien verfolgen lässt.
Henry Skorna beleuchtet in seiner Arbeit aber nicht nur die weitreichenden Verbindungen des Neuenkirchener Fundensembles, sondern auch das Umfeld des Fundortes. Er liegt auf dem Treptower Werder, der von der Datze, der Tollense und dem Landgraben umflossen wird. Es liegt nahe, dass das Metall aus dem nordalpinen und dem osteuropäischen Raum, aus dem die Gegenstände des Neuenkirchener Hortfundes bestehen, große Teile seines Weges auf den Flüssen zurückgelegt hat. Das natürliche Verkehrsnetz, auf dem später der enorme Metallbedarf der nordischen Bronzezeit gestillt wurde, hat seine Bewährungsprobe also schon im Frühneolithikum bestanden.
Die Masterarbeit von Henry Skorna ist unter dem Titel »The Life and Journey of Neolithic Copper Objects. Transformations of the Neuenkirchen Hoard, North-East Germany (3800 BCE)« erschienen und über den Link frei zugänglich.