Abschluss des LEADER-Kooperationsprojektes ›Mittelalterliche Wandmalereien in altmärkischen Kirchen‹
Die Grundlage bildete die 2017 unterzeichnete LEADER-Kooperationsvereinbarung der Kirchenkreise Salzwedel und Stendal, der Lokalen Aktionsgruppen Mittlere Altmark und Uchte-Tanger-Elbe und des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (LDA), das die wissenschaftliche Leitung des Projektes übernahm. Seit Herbst 2018 wurde das Vorhaben mit Zuwendungen aus der vom Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt verantworteten Richtlinie LEADER/CLLD realisiert. Weitere Förderung erfuhr das Projekt durch die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland sowie die Kirchliche Stiftung Kunst- und Kulturgut in der Kirchenprovinz Sachsen.
Wandbilder sind integraler Bestandteil der Architektur. Sie gestalten deren Oberfläche und prägen das historische Erscheinungsbild in herausragender Weise. Die figürlichen und ornamentalen großflächigen Darstellungen sind wesentliche Elemente des Bildprogramms des Innenraums. Der hohen Bedeutung von Wandmalereien steht deren schlechte Überlieferungslage gegenüber. Sie sind nur selten erhalten und zählen zu den Kunstgattungen mit den häufigsten und stärksten Verlusten. Einen Sonderfall bilden in dieser Hinsicht die Kirchen der Altmark, wo eine ungewöhnliche Vielzahl an mittelalterlichen Wandmalereien und Architekturgestaltungen bis heute erhalten und sichtbar ist.
Von skizzenähnlichen Strichzeichnungen rätselhafter Aussage bis hin zu komplexen bildnerischen Ausgestaltungen höchster künstlerischer und technischer Meisterschaft – die Vielfalt und der zum Teil herausragende Erhaltungszustand verleihen der Altmark eine Sonderstellung nicht nur im deutschen, sondern auch im europäischen Vergleich. In den hier oftmals authentisch überkommenen Kirchenräumen wird für den Betrachter das Mittelalter erlebbar; er gewinnt einen Eindruck von der herausragenden geschichtlichen Bedeutung dieser Region. Zudem vermittelt es die ursprüngliche Farbigkeit und den Bilderreichtum, wie sie die mittelalterlichen Kirchen prägten – heutzutage jedoch in der Öffentlichkeit in Vergessenheit geraten sind.
Nun konnte dieser bedeutende Bestand erstmals in seiner Gesamtheit aus historischer, bau-, kunst- und restaurierungsgeschichtlicher sowie kunsttechnologischer Sicht erforscht und katalogartig erschlossen werden. An den interdisziplinären Untersuchungen waren Vertreter der Restaurierungswissenschaften, Geschichtswissenschaft, Bauforschung und Kunstgeschichte beteiligt. Insgesamt konnten ungefähr 150 einzelne Wandbilder in knapp 80 Kirchen in einer Datenbank erfasst werden; die ältesten aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der Großteil aus der Zeit seit Mitte des 15. Jahrhunderts.
Neben der Erschließung der Wandmalereien für die Wissenschaft bilden Denkmalvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit einen wesentlichen Bestandteil des Kooperationsprojektes, dem die Information der breiten Öffentlichkeit über diesen einzigartigen Schatz der Altmark ein besonderes Anliegen ist. Bereits seit 2018 informiert unter eine eigene Website über das Projekt.
Daneben wurde die Wanderausstellung »Mittelalterliche Wandmalereien in altmärkischen Kirchen« konzipiert, die derzeit an ihrer ersten Station, der Kirche St. Marien in der Hansestadt Salzwedel, zu sehen ist. Diese Kirche verdeutlicht beispielhaft den bildnerischen und künstlerischen Reichtum der Altmark im Mittelalter. Bis Juni 2021 kann die Ausstellung an insgesamt zehn Orten von Arendsee über Halle (Saale) bis Erfurt besichtigt werden.
Begleitet wird die Ausstellung von einer 80-seitigen gleichnamigen Broschüre, die einen bisher einzigartigen Überblick über die Vielfalt der mittelalterlichen Wandmalerei in der Altmark vermittelt. Mit Beschreibungen und Abbildungen werden die mittelalterlichen Bildwerke von insgesamt 60 Kirchen in der Altmark vorgestellt. Bauhistorische Daten sowie ein Grundriss der Kirchen ergänzen die Kurztexte zu den Wandbildern.